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Ginzrot, Johann Christian
Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Römer und anderer alten Völker (Band 1) — München, 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.5289#0450

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sie statt der Segeltücher von Leinen, dergleichen von dünne gearbeitetem
Leder verfertigten, (alutaeque tenuiter confectae) Vermuthlich waren demnach
ihre Schiffseile auch von Leder geflochten, da sie ihre Anker, wie Cäsar leh-
ret, statt an Thauen, an eiserne Ketten befestigten.

Die Jochriemen waren öfters ungemein lang, weil sie zuweilen an
einem Stücke die Hälse der 'T'hiere statt der Halsriemen mit dem Joche ver-
einigten und die Deichsel an das Joch befestigten und umschlangen, (wie im
Capitel der Joche zu lesen)) und da oben erwähnte aus einer Menge dünner
Riemchen wie unsere Peitschenschlingen zusammengeflochten waren, so konnte
der Dichter wohl sagen: „der schmalen Riemen tausend binden den Wagen
empor," da mit diesen das Ende der Deichsel an das Joch gefüget und aufge-
zogen und also der Wagen emporgebunden ward. So z. B. sagt TIesiod, in
der Dichtersprache, hunderteriey Hölzer werden zum Bau eines Wagens
erfodertj anstatt, mehrere, vielerley Holzarten, werden dazu gebraucht.

Es gehörte schon bey den ältesten Völkern zum Schmuck und zur Zierde,
die Panzer und Waffen, so wie die Joche und Pferdzeuge mit einer Menge le-
derner Riemchen oder Nestel zu behängen, wie man noch an den egyptischen,
■persischen, türkischen, russischen und htm garischen Pferdezeugen sieht.

Die Egide der Minerva erblickt man auf den ältesten Monumenten
mit dergleichen Nesteln angeschnürt, deren Ende mit metallenen schlangen-
köpfigen Zwingen beschlagen sind; so ist auch der Brustharnisch des griechi-
schen Wagenstreiters, Tab. XXII. E. Fig. 15 und in Ossians Gedichte, Cath Lo-
duinn, 1. Gesang: „Er zerhieb den Prunk des Geriems am Schlachtschild."

Die Edelsteine, welche den Rand des Kastens und das Gezäum der
Pferde schmücken, (wie noch heut zu Tage das Gezäum, Sattelzeug und Ge-
schirrwerk hej den orientalischen Völkern besetzt wird) sind .nichts anders, als
allerhand farbige blankgeschliffene Kiesel, wie es in der Ursteile buchstäblich
heifst: „Allerley glatte schimmernde Kiesel sind rund um den Wagen."

Die Deichsel des Wagens ist von Eibenholz, welches in Schottland
sehr gemein und besonders von jungen Stämmen zähe und biegsam ist. Die
äufsere Seite des Kastens (und nicht, die des innern Sitzbänkchens) ist mit ge-
glätteten Plättchen von Bein eingelegt: denn da pafste dieser Zierrath besser
zu den glänzenden Steinen des Randes und diente auch zugleich als ein Schild,
woran die Pfeile abprellten. Das Sitzchen in dergleichen Streitwägen scheint
 
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