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Ginzrot, Johann Christian
Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Römer und anderer alten Völker (Band 1) — München, 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.5289#0500

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Unter diesen Binden müssen nicht die Jochriemen, sondern die
breiten Halsriemen oder Lepadna, wie sie auch Homer nennt, verstanden
werden, welche über dem Nacken an das Joch befestiget wurden und woran ei-
gentlich die Pferde zogen.

Von den vielen Bildern, die den Wagen der Juno vorstellen sollen, ist
mir noch keines vorgekommen, welches mit der Beschreibung Homer1 s so über-
einstimmend ist, wie das Gegenwärtige Fig. 2 und der Leser wird leicht die ver-
schiedenen Theile am Wagen erkennen, von denen in dieser Beschreibung die
Rede ist.

Man findet auch bey mehreren Schriftstellern das Wort, Quadrigula,
ein Deminutiv von Quadriga. Cicero, im Buche de Fato, bedient sich
dieses Wortes, wo er sagt: „Philippus wurde gewarnet, sich vor der
Quadrigula (unbedeutend scheinenden Quadriga) am Griffe zu hüten."
Von dieser Stelle findet man die Erklärung in Valerius Maximus Lib. I. Cap. 8:
»Pausanias hatte am Griffe seines Schwerdtes, womit er den Philippus tödtete,
eine kleine Quadriga eingegrabendann fügt er noch ferner bey, Philippus
habe wegen dieser Prophezeihung den Ort Harma in Böotien vermieden, well auf
griechisch eine Quadriga auch Harma genannt wird. Plinius in LIb.X. Cap. 16
schreibt am Ende seines Briefes an Trajan: „Diesen habe ich mit meinem Ringe
besiegelt, worauf zum Zeichen eine Quadriga ist;" (Signata est Annulo meo,
cujus Aposphragisma, Quadriga.) Jpulejus nennt das Siegelbild „Signacu-
1 u m." Sueton erzählt vom Augustus Cap. I: „Bey Besiegelung der Urkunden und
Gerichtsschriften bediente er sich anfangs des Bildes einer Sphinx, bald darauf
der Abbildung Alexanders des Großen, zuletzt seiner eigenen von des Diosco-
ridisHand gestochen, womit denn auch die folgenden Staatshäupter zu siegeln
pflegten. „Nach Statius Theb. IV. 87 scheint die Sphinx als Siegelbild am
Schwerdtknopfe öfters gebraucht worden zu seyn: „und ober der Hüfte starrt
(ihm) die grausame Sphinx am wundenspendenden Schwerdte." Auch die klei-
nen Wägelchen, womit Kinder die Spiele des Circus laufend nachahmten,
hiefsen Quadrigulae. Zuweilen liefsen die Vornehmen ihre Dienstknaben als
Genien mit dergleichen Wägelchen im Circus Wettrennen, Avie Tab. XIV. Fig.4.
So brauchen die Dichter öfter das Wort Quadriga als Sinnbild, wie Pindar
in Hymn. Pyth. X: „Thorax, um meine Gunst sich bemühend, jochte diese
Quadriga der Musen an;" d. h.: Er bewog mich zu dieser Sieges - Hymne.
Und in Petronius Satyr en sagt Plocrimus: „Ouadrigae meae decueurrc-
runt;" oder: „Meine Laufb ahn ist bald vollendet." Auf einer Menge Gr ab-
mäler findet man daher Bigen und Quadrigen vorgestellt, worunter mei-

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