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Ginzrot, Johann Christian
Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Römer und anderer alten Völker (Band 2) — München, 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.5290#0237

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einem Speere-in der Hand gerade ausrennen, denen zwey Panierträger zu
Fufse Toranlaufen.

Der Kaiser Augusius, welcher eine grofse Vorliebe für alle alten Ge«
brauche hatte, sah die Aufführung des trojanischen Spieles besonders gerne.
Diese Unterhaltung verursachte jedoch manche Unannehmlichkeiten, welche durch
den übertriebenen Eifer der feurigen Jünglinge entstanden, weil alle von glei-
chem Stolze und Siegsbegierde beseelt waren. Als eines Tags der Sohn des
Ronius Asprenas dabey verwundet wurde, verehrte ihm der Kaiser eine gol-
dene Halskette (Torquis), um ihn wegen dieses Unglücks zu trösten, und
duldete es sogar, dafs dieser Jüngling nachher den Beynamcn Torquatus an-
nahm, welcher, einige Jahrhunderte früher, Einem aus der Familie Manila
Wegen einer viel glänzendem und rühmlichem That beygelegt ward. Da aber
dieser traurige Vorfall kurz darauf auch dem jungen Eserninus, einem Enkel
des Pollion begegnete, beklagte sich letzterer im Senate mit vieler Bitterkeit
über den Kaiser, welcher, um dergleichen Auftritten für die Zukunft auszu-
weichen, für gut fand, ein Spiel abzustellen, das mit zuviel Gefahr verbunden
war. Dessen ungeachtet wurde bey der feyerlichen Eröffnung des Theaters vom
Marcellus, neben den gewöhnlichen Spielen auch das Trojer Spiel wieder ge-
geben, wobey Cajus Cäsar, der Sohn des Augustus, als einer der Mitstreiter
erschien. Cajus als Kaiser führte das Spiel wieder gänzlich ein, und liefs es
besonders prächtig bey den grofsen Festen vollziehen, welche er bey Eröffnung
des Tempels Augusli (den Tiber gebaut hatte) dem Volke gab, wie man bey
iSueton und Dio beschrieben findet.

Tacitus erzählt in seinen Annal. XI. und Sueton im Claud. XXI., dafs
Kaiser Claudius bey den S e cular-Festen, die er mit aller Pracht feyertc,
auch das trojanische Spiel halten liefs, welches von den jüngern Söhnen der
vornehmsten adelichen Geschlechter Roms aufgeführt wurde. Der junge Bri-
tanniens erschien dabey mit dem L. Domitius, welcher bald nachher von Clau-
dius an Sohnes statt angenommen ward, und den Kamen Nero erhielt.

Unter der Regierung vieler nachfolgenden Kaiser wurde dieses Spiel je-
desmal bey feyerlichen Gelegenheiten gehalten, und blieb selbst noch in den
Zeiten des Christenthums bey den kampflustigen Rittern viele Jahrhunderte hin-
durch im Brauche. So entstand vermutlich in spätem Zeiten aus dem ehe-
maligen Trojaner Spiele das ritterliche Turnier-Spiel, welches zur Schau,
oder auch auf Leben und Tod von unsern Vorältern bey festlichen Gelegenhei-
ten gegeben wurde.

II. Band. 26

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