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C a p i t e 1 XIII.
Das E s s e du m des Circus.
D ieses Fahrwerk hat mit dem britannischen Streitesseduin nichts Aehnli-
ches, als den Namen. Das neugierige römische Volk, welches unersättlich nach
neuen Schauspielen im Circus haschte, war nicht zufrieden, von der Geschick-
lichkeit und Behendigkeit der britannischen Essedarien täglich sprechen zu
hören, man mufste ihm also bey den circensischen Festen, auch ein Muster die-
ses fremden Kampfes zeigen $ allein die Aurigen im Circus, oder die Rennmei-
ter, an die gewöhnliche Form ihrer Bigen gewöhnt, wollten sich nicht auf das
hohe Esse dum wagen, das nach britannischer Art gebaut war, sondern sie
bedienten sich hiezu eines ganz romanisirten Bigen ähnlichen Fahrwerks, wor-
auf der Fahrmann und der Streiter, jeder seinen besonders eingerichteten Platz
hatte, wie Tab. LIX. zu ersehen ist.
Von Hin - und Herlaufen auf der Deichsel, oder auf dem Joche, und
während des Laufes frey empor zu stehen, wie diefs bey den britannischen
Essedarien üblich war, ist nirgends etwas erwähnt worden. Anfänglich
schränkten sie sich blofs darauf ein, einzeln gegen einander zu fahren, einan'
der schnell auszuweichen, sich wieder zu begegnen und mit den Schwertcn ein-
ander auf die Schilder loszuhauen; sie machten dabey allerley übertriebene und
possierliche Sprünge und Wendungen, worin sie die Essedarien nachzuahmen such-
ten, und schwangen die Säbel oder Schwerter, über dem Kopfe und nach allen
Seiten mit der gröfsten Behendigkeit, so wie man noch im Anfange des vori-
gen Jahrhunderts bey feyerlichen Gelegenheiten Fähnriche sah, die mit allerley
theatralischen Gebärden ihre Fahne mit eben so sonderbaren, schnellen, als
possierlichen Wendungen zu schwingen verstanden; kurz diefs gefiel dem Vol-
ke. So auch die römischen Esscdarii, welche trachteten, mehr dessen Beylall
C a p i t e 1 XIII.
Das E s s e du m des Circus.
D ieses Fahrwerk hat mit dem britannischen Streitesseduin nichts Aehnli-
ches, als den Namen. Das neugierige römische Volk, welches unersättlich nach
neuen Schauspielen im Circus haschte, war nicht zufrieden, von der Geschick-
lichkeit und Behendigkeit der britannischen Essedarien täglich sprechen zu
hören, man mufste ihm also bey den circensischen Festen, auch ein Muster die-
ses fremden Kampfes zeigen $ allein die Aurigen im Circus, oder die Rennmei-
ter, an die gewöhnliche Form ihrer Bigen gewöhnt, wollten sich nicht auf das
hohe Esse dum wagen, das nach britannischer Art gebaut war, sondern sie
bedienten sich hiezu eines ganz romanisirten Bigen ähnlichen Fahrwerks, wor-
auf der Fahrmann und der Streiter, jeder seinen besonders eingerichteten Platz
hatte, wie Tab. LIX. zu ersehen ist.
Von Hin - und Herlaufen auf der Deichsel, oder auf dem Joche, und
während des Laufes frey empor zu stehen, wie diefs bey den britannischen
Essedarien üblich war, ist nirgends etwas erwähnt worden. Anfänglich
schränkten sie sich blofs darauf ein, einzeln gegen einander zu fahren, einan'
der schnell auszuweichen, sich wieder zu begegnen und mit den Schwertcn ein-
ander auf die Schilder loszuhauen; sie machten dabey allerley übertriebene und
possierliche Sprünge und Wendungen, worin sie die Essedarien nachzuahmen such-
ten, und schwangen die Säbel oder Schwerter, über dem Kopfe und nach allen
Seiten mit der gröfsten Behendigkeit, so wie man noch im Anfange des vori-
gen Jahrhunderts bey feyerlichen Gelegenheiten Fähnriche sah, die mit allerley
theatralischen Gebärden ihre Fahne mit eben so sonderbaren, schnellen, als
possierlichen Wendungen zu schwingen verstanden; kurz diefs gefiel dem Vol-
ke. So auch die römischen Esscdarii, welche trachteten, mehr dessen Beylall