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Ginzrot, Johann Christian
Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Römer und anderer alten Völker (Band 2) — München, 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.5290#0612

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Gapitel XXXIII.
Von den Peitschen und Treibstecken.

Die Alten munterten, wie wir noch heut zu Tage, die Pferde und andere
Zugthiere durch mancherley Mittel auf, sowohl durch lautes Zurufen und
Worte, als durch Zeichen mit der Zunge, dem Kniee, der Wade und
Ferse. Aufser dem Schlagen mit den Zügeln bedienten sie sich auch
mancherley Arten von Peitschen, Geifseln, Gerten, Stäbchen, Sta-
chelstecken, Prügeln und schwerer Stöcke.

Die einfachste Art aller Peitschen war die Gerte. Die Numidier
sollen, wie viele alte Schriftsteller behaupten, ihre Pferde ohne Zaum und Zü-
gel, auf dem blofsen Rücken sitzend, selbst in den hitzigsten Gefechten nur
mit einer kleinen Gerte zu lenken verstanden haben. Herodian Lib. VII. sagt:
„Die Numidier sind geschickte Reiter; sie lenken die gebifslosen Pferde,
im schnellsten Laufe blofs mit der Gerte." Auch andere benachbarte Völker
der Numidier, wie die Massylier, bedienten sich ebenfalls blofs der Gerten
anstatt der Zäume und Gebifse. Von diesen sagt Strabo Lib. XVII.: „Sie rei-
ten auf kleinen aber schnellen Pferden, die auch so folgsam sind, dafs sie mit
einer Gerte regiert werden können/' Und Lucan Lib. IV: „Das massyli^
Volk sitzt auf dem blofsen Rücken der Pferde, und lenkt sie, des GebifscS
unbekannt mit einer leichten Gerte." Desselben erwähnt Nemesian. Cyneg. von
den Mauren: „Ihr Pferd folgt dem Wink der schwanken Gerte; Worte sind
Befehle zur Flucht, Worte sind das Gebifs/-' Curtius Lib. VII. Cap. 4 sagt:
5JEin edles Pferd lenkf schon der Schatten der Gerte/' Wobey ich jedoch mei-
ne Bemerkung wiederhole, dafs dieses wohl ohne Stangenzaum, nicht aber
ohne Trennse allgemein erzweckt werden konnte5 denn auch unsere erfahr-
nen Pferdner verstehen das gebildete Pferd mit dem Winke der Gerte zu lenken.
 
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