310
G a p i t e 1 XXI.
Berühmte Pferde«
D ie Geschichte liefert uns mehrere Namen von merkwürdigen Pferden, welche
sich entweder durch ihren schönen Körperbau, durch eine aufserordentliche
Gestalt oder durch Geschicklichkeit und Muth im Kriege vor allen andern
auszeichneten; ihr Ruhm verbreitete sich um so mehr, wenn sie die Lieblings-
Pferde grofser Fürsten, oder Feldherrn waren. Aber wenn sogar die gröfsten
Schriftsteller sie würdig fanden, ihrer Thaten zu erwähnen, oder die ersten
Dichter ihr Lob zu besingen, wenn die prächtigsten Dcnkmähler ihre Gräber
zierten, oder ihr Bild aus den kostbarsten Metallen von der vornehmsten Künst-
lerhand bearbeitet, vor den Tempeln und auf öffentlichen Plätzen prangte, so
durfte wohl Martial ausrufen: „Mir wird kein gröfserer Ruhm zum Lohn, als
der, des Rennpferds Andremon.« Homer liefert uns die Namen vieler edler
Rosse, die sich sowohl im Streite als auf der Rennbahn vorzüglich ausgezeich-
net hatten, und nennt uns von einigen das Geschlecht und das Gestüte, von
welchen sie abstammten. Eben so Pindar in seinen Oden. Besonders schön
lobt er des Königs Hiero Rennpferd, Pherenikos (der Sieg Erwerber) genannt.
Nie würde vielleicht der Name des Bucephal so allgemein bekannt ge-
worden seyn, wenn es nicht das Reitpferd Alexanders des Grofsen gewesen
wäre. Dieses edle Thier war ein ausgezeichnetes Streitrofs und ein aufseror-
dentlicher Renner, aber es blieb für jeden fremden Reiter wild und unbändig?
nur gegen Alexander war es zahm, und unterwarf sich willig seiner Leitung-
Man hätte glauben sollen, es kenne den Werth seines edlen Reiters, und wäre
stolz darauf, den Helden, vor dem die Welt zu zittern schien, auf seinem
Rücken zu tragen. Dieses Pferd war von schönem und feinem Wüchse, und
hatte aufserordentlichen Muth, Schnelligkeit und Ausdauer. Quintus Curtiüs
G a p i t e 1 XXI.
Berühmte Pferde«
D ie Geschichte liefert uns mehrere Namen von merkwürdigen Pferden, welche
sich entweder durch ihren schönen Körperbau, durch eine aufserordentliche
Gestalt oder durch Geschicklichkeit und Muth im Kriege vor allen andern
auszeichneten; ihr Ruhm verbreitete sich um so mehr, wenn sie die Lieblings-
Pferde grofser Fürsten, oder Feldherrn waren. Aber wenn sogar die gröfsten
Schriftsteller sie würdig fanden, ihrer Thaten zu erwähnen, oder die ersten
Dichter ihr Lob zu besingen, wenn die prächtigsten Dcnkmähler ihre Gräber
zierten, oder ihr Bild aus den kostbarsten Metallen von der vornehmsten Künst-
lerhand bearbeitet, vor den Tempeln und auf öffentlichen Plätzen prangte, so
durfte wohl Martial ausrufen: „Mir wird kein gröfserer Ruhm zum Lohn, als
der, des Rennpferds Andremon.« Homer liefert uns die Namen vieler edler
Rosse, die sich sowohl im Streite als auf der Rennbahn vorzüglich ausgezeich-
net hatten, und nennt uns von einigen das Geschlecht und das Gestüte, von
welchen sie abstammten. Eben so Pindar in seinen Oden. Besonders schön
lobt er des Königs Hiero Rennpferd, Pherenikos (der Sieg Erwerber) genannt.
Nie würde vielleicht der Name des Bucephal so allgemein bekannt ge-
worden seyn, wenn es nicht das Reitpferd Alexanders des Grofsen gewesen
wäre. Dieses edle Thier war ein ausgezeichnetes Streitrofs und ein aufseror-
dentlicher Renner, aber es blieb für jeden fremden Reiter wild und unbändig?
nur gegen Alexander war es zahm, und unterwarf sich willig seiner Leitung-
Man hätte glauben sollen, es kenne den Werth seines edlen Reiters, und wäre
stolz darauf, den Helden, vor dem die Welt zu zittern schien, auf seinem
Rücken zu tragen. Dieses Pferd war von schönem und feinem Wüchse, und
hatte aufserordentlichen Muth, Schnelligkeit und Ausdauer. Quintus Curtiüs