84 ’ Zeutſchlands Kunſtſchätze.
zufällig ebenfalls die Geliebte des iriſchen Trompeters und ich verſichere, Daniel O'Rayle iſt ſchön
genug, um ein verliebtes Mädchen zu Allem zu bewegen.“
„Ich will ihn ſehen!“ ſagte Mazarin entſchloſſen.
„Die Küraſſiere ſeiner Schwadron haben heute die Wache!“ antwortete Cosmo.
„So gehe ich mit Dir nach der Wache.“
Mazarin verſtand es durch lange Praxis ausgezeichnet, ſich zu maskiren. Einige Minuten
und der Allmächtige ſtand nebſt Cosmo im anſpruchloſeſten Bürgerwamms da; einer Art von ehr-
barem Familienvater, der Gewürze verkauft, ähnlich.
Beide gingen ſehr behutſam aus dem Hauſe hinaus und kamen auf die Straße. Sie gingen
geradeswegs nach der Wache der Harniſchreiter.
Unterdeß trat Pater Druch wie ein Geiſt hinter einer Tapetenthür hervor. Er lächelte auf
eine Weiſe, die liebenswürdig geweſen wäre, hätte ſie nicht etwas fein Diaboliſches gezeigt.
„Buckingham fiel auf Frankreichs Betrieb“, ſagte er; „Karl wird Euch nicht erliegen.“
Er zog ſich raſch an, dreſſirte ſeinen ſchönen Bart und ſein Haar und eilte ebenfalls fort. Es
war gegen Abend. Druch ging nach einem kleinen, eleganten Hauſe der weſtlichen Vorſtadt, zog
die Klingel und ward von einer ſchönen Dienerin nicht ohne große Verwunderung eingelaſſen.
„Mademoiſelle Sophie Gréoy?“ ſagte der Jeſuit mit ſo galantem Tone, wie ein pariſer
Damenheld.
Im nächſten Augenblicke fand er ſich in einem der ſchönen Cabinets und vor einer der ſchön-
ſten Damen von Brüſſel. Die Geliebte des Lord Durham war ſo reizend, daß ſelbſt der nur für
daß er der Liebenswürdigen gegenüber wenig Umſtände zu machen habe. Er griff in den Buſen und
zog eine Schachtel hervor.
Ohne ein Wort zu ſagen, mit ruhigſter Miene legte er, Eines nach dem Andern, Ringe,
Halsbänder und Perlenſchnüre auf den Tiſch.
Sophiens große, braune Augen funkelten; ihre Wangen rötheten ſich, und tief aufſeufzend und
ſich im Sopha zurücklehnend, den Pater feſt anblickend, fragte ſie:
„Aber was bedeutet das? Habt Ihr im Sinne, mir Eure Liebeserklärung zu machen? Dann
habe ich ſie wahrlich nie ſonderbarer empfangen! So ſprecht doch! Was wollt Ihr mit dem Schmucke
ſagen? Denn verhandeln werdet Ihr mir ihn doch nicht wollen!“
„Allerdings, meine Dame! Ich verlange eine ganze Bagatelle dafür. Ihr ſollt nur einige
Worte dafür ſprechen . . .“
Und raſch enthüllte er dem erſtarrten Mädchen, welches Schickſal dem Karl Stuart durch die
Hand ihres zweiten Freundes, Daniel O'Rayle, bereitet werden ſolle.
„Nimmermehr! Ich kenne Daniel!“ rief Sophie aufſpringend. „Er iſt leichtſinnig, er liebt
das Geld, weil er für Karten und Wein ungeheure Summen nöthig hat, mehr, als ſelbſt ich
ihm geben kann, und doch verſchlingt er Alles, was ich beſitze. Aber ein Mörder, ein feiger
Verbrecher? Es müſſen Höllenkünſte gebraucht ſein, um ihm ein Verſprechen zu ſolchem Gräuel zu
entreißen!“
„Nein, Theuerſte!“ ſagte der Jeſuit, freudig die Hände reibend; „bloß ein verteufelt
ſchwerer Geldſack! Macht mir aber das Vergnügen und laßt Euren Freund, den Trompeter,
zufällig ebenfalls die Geliebte des iriſchen Trompeters und ich verſichere, Daniel O'Rayle iſt ſchön
genug, um ein verliebtes Mädchen zu Allem zu bewegen.“
„Ich will ihn ſehen!“ ſagte Mazarin entſchloſſen.
„Die Küraſſiere ſeiner Schwadron haben heute die Wache!“ antwortete Cosmo.
„So gehe ich mit Dir nach der Wache.“
Mazarin verſtand es durch lange Praxis ausgezeichnet, ſich zu maskiren. Einige Minuten
und der Allmächtige ſtand nebſt Cosmo im anſpruchloſeſten Bürgerwamms da; einer Art von ehr-
barem Familienvater, der Gewürze verkauft, ähnlich.
Beide gingen ſehr behutſam aus dem Hauſe hinaus und kamen auf die Straße. Sie gingen
geradeswegs nach der Wache der Harniſchreiter.
Unterdeß trat Pater Druch wie ein Geiſt hinter einer Tapetenthür hervor. Er lächelte auf
eine Weiſe, die liebenswürdig geweſen wäre, hätte ſie nicht etwas fein Diaboliſches gezeigt.
„Buckingham fiel auf Frankreichs Betrieb“, ſagte er; „Karl wird Euch nicht erliegen.“
Er zog ſich raſch an, dreſſirte ſeinen ſchönen Bart und ſein Haar und eilte ebenfalls fort. Es
war gegen Abend. Druch ging nach einem kleinen, eleganten Hauſe der weſtlichen Vorſtadt, zog
die Klingel und ward von einer ſchönen Dienerin nicht ohne große Verwunderung eingelaſſen.
„Mademoiſelle Sophie Gréoy?“ ſagte der Jeſuit mit ſo galantem Tone, wie ein pariſer
Damenheld.
Im nächſten Augenblicke fand er ſich in einem der ſchönen Cabinets und vor einer der ſchön-
ſten Damen von Brüſſel. Die Geliebte des Lord Durham war ſo reizend, daß ſelbſt der nur für
daß er der Liebenswürdigen gegenüber wenig Umſtände zu machen habe. Er griff in den Buſen und
zog eine Schachtel hervor.
Ohne ein Wort zu ſagen, mit ruhigſter Miene legte er, Eines nach dem Andern, Ringe,
Halsbänder und Perlenſchnüre auf den Tiſch.
Sophiens große, braune Augen funkelten; ihre Wangen rötheten ſich, und tief aufſeufzend und
ſich im Sopha zurücklehnend, den Pater feſt anblickend, fragte ſie:
„Aber was bedeutet das? Habt Ihr im Sinne, mir Eure Liebeserklärung zu machen? Dann
habe ich ſie wahrlich nie ſonderbarer empfangen! So ſprecht doch! Was wollt Ihr mit dem Schmucke
ſagen? Denn verhandeln werdet Ihr mir ihn doch nicht wollen!“
„Allerdings, meine Dame! Ich verlange eine ganze Bagatelle dafür. Ihr ſollt nur einige
Worte dafür ſprechen . . .“
Und raſch enthüllte er dem erſtarrten Mädchen, welches Schickſal dem Karl Stuart durch die
Hand ihres zweiten Freundes, Daniel O'Rayle, bereitet werden ſolle.
„Nimmermehr! Ich kenne Daniel!“ rief Sophie aufſpringend. „Er iſt leichtſinnig, er liebt
das Geld, weil er für Karten und Wein ungeheure Summen nöthig hat, mehr, als ſelbſt ich
ihm geben kann, und doch verſchlingt er Alles, was ich beſitze. Aber ein Mörder, ein feiger
Verbrecher? Es müſſen Höllenkünſte gebraucht ſein, um ihm ein Verſprechen zu ſolchem Gräuel zu
entreißen!“
„Nein, Theuerſte!“ ſagte der Jeſuit, freudig die Hände reibend; „bloß ein verteufelt
ſchwerer Geldſack! Macht mir aber das Vergnügen und laßt Euren Freund, den Trompeter,