DOI Heft:
No. 20
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HEIDELBERGER
N°. 20. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Griechische Literatur.
(Beschlufs.)
In der Einleitung wird mit vollem Recht die Vermuthung
ausgesprochen, dafs Demosthenes, was mit der Zeitbestimmung
über seine Volljährigkeit, also auch mit seiner Klage gegen die
Vormünder zusammenhängt, zur Beredsamkeit nicht durch die
Rede des Kallistratus über den Verlust von Oropus habe begei-
stert werden können, weil diese Sage einen Anachronismus ent-
hält. Denn Demosthenes wurde Ephebus schon unter dem Ar-
chonten Polyzelus, d. i. Olymp. CI II, 2. am Ende des Jahres;
Oropus aber ist erst in diesem Jahre verloren gegangen. Diodor
(Lib. XV. cap. 76.) setzt zwar dies Factum in Olymp. CIII, 3.
Allein dem widerspricht die Erzählung Xenophon’s (Hell. Lib. VII.
cap. 4- init.) : vEti tec^i^oetme tme (PXlcaöicde xrjv 0vafxtav
xotl tod Xdgiqxoq txi napovxoc, 6 ’ßpcoTro^ vnu tcde cpevyövxav
xaxe'kqcp’zr! Dies geschah Olymp. CIIIV2. S. Xenoph. koc. cit.
cap. 2 fin. Und selbst Diodor erzählt cap. >j5 extr. zu Olymp.
CIII, 2 : Xdyriq inavr^ei’ ei; xd; ’A2o;Ba<; Wollte man nun
darin noch keinen Anachronismus finden, weil dies im Anfang
des Jahres geschehen sey, so hat doch erst Olymp. CIII, 3. der
Procefs darüber vor einer Austrägalinstanz verhandelt werden
können. Das ist der Grund , warum Diodor die ganze Sache
unter diesem Jahre zusammenfafst. Kallistratus aber in diesen
Handel verwickelt, indem er beschuldigt wurde, er sey mit
Schuld, dafs die Stadt für Athen verloren gegangen sey, konnte
sich erst noch später vertheidigen. Vgl. der Kürze wegen Nie-
buhr’s kl. Schriften Vol. I. p. 121. Ders, in Denkscbr. der Berl.
Akad. 1804—ii. p. 93 sc]. Ohnehin liegt in der Sage viel Un-
klares. — Damals, als Demosthenes durch eine Rede des be-
rühmten Kallistratus entflammt wurde, war er noch ein Knabe;
machte darauf Studien in der Beredtsamkeit und im Recht; und
nachdem er Ephebus geworden, klagte er gegen seine Vormünder.
Folglich mufs bei einer andern Gelegenheit Kallistratus aufgetreten
seyn und jenen Eindruck auf Demosthenes gemacht haben. Liba-
nius drückt sich darum auch sehr zweifelhaft darüber aus : K«X-
"hiaxpaxo; — eueXXe dripocriocv xiva dixrjv dy&VL^eo'dv.i f cpn-
aiv, olfiai, xiqv arepl Diese kurze Andeutung fügt
bei dieser Gelegenheit Rec. seinem Commentar über Liban. Vit.
Dem. p. 10 sq. hinzu; '3
Das zweite Capitel, De litibus Midianis, zeigt schon, dafs
hier nicht blos von dem Proccfs, dessen Partheischrift wir noch
übrig haben, geredet wird. Hr. W. entwickelt darin die verschie-
XXVIII. Jahrg. 3. Heft, 20
N°. 20. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Griechische Literatur.
(Beschlufs.)
In der Einleitung wird mit vollem Recht die Vermuthung
ausgesprochen, dafs Demosthenes, was mit der Zeitbestimmung
über seine Volljährigkeit, also auch mit seiner Klage gegen die
Vormünder zusammenhängt, zur Beredsamkeit nicht durch die
Rede des Kallistratus über den Verlust von Oropus habe begei-
stert werden können, weil diese Sage einen Anachronismus ent-
hält. Denn Demosthenes wurde Ephebus schon unter dem Ar-
chonten Polyzelus, d. i. Olymp. CI II, 2. am Ende des Jahres;
Oropus aber ist erst in diesem Jahre verloren gegangen. Diodor
(Lib. XV. cap. 76.) setzt zwar dies Factum in Olymp. CIII, 3.
Allein dem widerspricht die Erzählung Xenophon’s (Hell. Lib. VII.
cap. 4- init.) : vEti tec^i^oetme tme (PXlcaöicde xrjv 0vafxtav
xotl tod Xdgiqxoq txi napovxoc, 6 ’ßpcoTro^ vnu tcde cpevyövxav
xaxe'kqcp’zr! Dies geschah Olymp. CIIIV2. S. Xenoph. koc. cit.
cap. 2 fin. Und selbst Diodor erzählt cap. >j5 extr. zu Olymp.
CIII, 2 : Xdyriq inavr^ei’ ei; xd; ’A2o;Ba<; Wollte man nun
darin noch keinen Anachronismus finden, weil dies im Anfang
des Jahres geschehen sey, so hat doch erst Olymp. CIII, 3. der
Procefs darüber vor einer Austrägalinstanz verhandelt werden
können. Das ist der Grund , warum Diodor die ganze Sache
unter diesem Jahre zusammenfafst. Kallistratus aber in diesen
Handel verwickelt, indem er beschuldigt wurde, er sey mit
Schuld, dafs die Stadt für Athen verloren gegangen sey, konnte
sich erst noch später vertheidigen. Vgl. der Kürze wegen Nie-
buhr’s kl. Schriften Vol. I. p. 121. Ders, in Denkscbr. der Berl.
Akad. 1804—ii. p. 93 sc]. Ohnehin liegt in der Sage viel Un-
klares. — Damals, als Demosthenes durch eine Rede des be-
rühmten Kallistratus entflammt wurde, war er noch ein Knabe;
machte darauf Studien in der Beredtsamkeit und im Recht; und
nachdem er Ephebus geworden, klagte er gegen seine Vormünder.
Folglich mufs bei einer andern Gelegenheit Kallistratus aufgetreten
seyn und jenen Eindruck auf Demosthenes gemacht haben. Liba-
nius drückt sich darum auch sehr zweifelhaft darüber aus : K«X-
"hiaxpaxo; — eueXXe dripocriocv xiva dixrjv dy&VL^eo'dv.i f cpn-
aiv, olfiai, xiqv arepl Diese kurze Andeutung fügt
bei dieser Gelegenheit Rec. seinem Commentar über Liban. Vit.
Dem. p. 10 sq. hinzu; '3
Das zweite Capitel, De litibus Midianis, zeigt schon, dafs
hier nicht blos von dem Proccfs, dessen Partheischrift wir noch
übrig haben, geredet wird. Hr. W. entwickelt darin die verschie-
XXVIII. Jahrg. 3. Heft, 20