DOI Heft:
No. 5
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.37276#0077
N°. 5. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
BenekeLehrbuch der Psyclioloyie.
(Bes clrlufs.)
Ref. gesteht dem Verf. zu, dafs manche der hier gerügten
Gebrechen in der Methode der Bestimmungen der psychischen
Vermögen mit Recht gerügt werden, allein in der völligen Ver-
werfung dieser Methode überhaupt bann er ihm keineswegs bei-
stimmen. Es ist wahr, dafs man in der Feststellung besonderer
Vermögen häufig leichtsinnig und willhührlich verfahren ist, es
ist wahr, dafs die ganze ältere Psychologie, wie sie namentlich
von Wolf entwickelt war, die Vermögen nur nach logischen Ab-
stractionen bestimmte, und dafs diese logische Abstractionsweise
sich zum Theil auch bis auf unsere Zeit fortgepflanzt hat, so
dafs wir in vielen der Vermögen in unseren heutigen Psycholo-
gien noch immer nur logische Zusammenfassungen psychischer
Erscheinungen haben. Aber keineswegs können wir zugeben, dafs
alle unsere Vermögen nur auf diesem Wege entstanden seyen
und gar keine reelle Bedeutung haben; vielmehr ist es unleugbar,
dafs die neuere Psychologie schon längst jenen Unterschied zwi-
schen logisch - abstracten und reellen Vermögen erkannt hat, und
sorgsam bemüht gewesen ist, wahre Sacherklärungen der psy-
chischen Erscheinungen zu suchen. Und die Methode, nach der
sie dies versucht hat, möchte wohl schwerlich an sich verwerf-
lich seyn, wenn sie auch in der Anwendung derselben geirrt
haben mag. Wenn sie nämlich auf regressivem Wege die zu-
sammengesetzten psychischen Thätigkeiten immer mehr in ihre
einfachen Qualitäten aufzulösen sucht, und diejenigen Qualitäten,
für welche keine weitere Auflösung möglich ist, einem ursprüng-
lichen Vermögen der Seele als ihrem Daseynsgrunde zuschreibt,
so sind dies wahrhaft reelle Vermögen, denn ihre Realität ist in
der beobachteten Qualität gegeben. So sind die bekannten drei
Grundvermögen solche reelle Vermögen, in denen wir den drei
unauflöslichen Qualitäten psychischer Thätigkeiten ihren Daseyns-
grund in der Seele anweisen. So oft man auch versucht hat,
diese weiter aufzulösen oder auf noch einfachere Elemente oder
eine Grundkraft zurückzuführen, so oft ist es doch mifslungen.
XXVIII. Jahrg. 1. Heft- " 5
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
BenekeLehrbuch der Psyclioloyie.
(Bes clrlufs.)
Ref. gesteht dem Verf. zu, dafs manche der hier gerügten
Gebrechen in der Methode der Bestimmungen der psychischen
Vermögen mit Recht gerügt werden, allein in der völligen Ver-
werfung dieser Methode überhaupt bann er ihm keineswegs bei-
stimmen. Es ist wahr, dafs man in der Feststellung besonderer
Vermögen häufig leichtsinnig und willhührlich verfahren ist, es
ist wahr, dafs die ganze ältere Psychologie, wie sie namentlich
von Wolf entwickelt war, die Vermögen nur nach logischen Ab-
stractionen bestimmte, und dafs diese logische Abstractionsweise
sich zum Theil auch bis auf unsere Zeit fortgepflanzt hat, so
dafs wir in vielen der Vermögen in unseren heutigen Psycholo-
gien noch immer nur logische Zusammenfassungen psychischer
Erscheinungen haben. Aber keineswegs können wir zugeben, dafs
alle unsere Vermögen nur auf diesem Wege entstanden seyen
und gar keine reelle Bedeutung haben; vielmehr ist es unleugbar,
dafs die neuere Psychologie schon längst jenen Unterschied zwi-
schen logisch - abstracten und reellen Vermögen erkannt hat, und
sorgsam bemüht gewesen ist, wahre Sacherklärungen der psy-
chischen Erscheinungen zu suchen. Und die Methode, nach der
sie dies versucht hat, möchte wohl schwerlich an sich verwerf-
lich seyn, wenn sie auch in der Anwendung derselben geirrt
haben mag. Wenn sie nämlich auf regressivem Wege die zu-
sammengesetzten psychischen Thätigkeiten immer mehr in ihre
einfachen Qualitäten aufzulösen sucht, und diejenigen Qualitäten,
für welche keine weitere Auflösung möglich ist, einem ursprüng-
lichen Vermögen der Seele als ihrem Daseynsgrunde zuschreibt,
so sind dies wahrhaft reelle Vermögen, denn ihre Realität ist in
der beobachteten Qualität gegeben. So sind die bekannten drei
Grundvermögen solche reelle Vermögen, in denen wir den drei
unauflöslichen Qualitäten psychischer Thätigkeiten ihren Daseyns-
grund in der Seele anweisen. So oft man auch versucht hat,
diese weiter aufzulösen oder auf noch einfachere Elemente oder
eine Grundkraft zurückzuführen, so oft ist es doch mifslungen.
XXVIII. Jahrg. 1. Heft- " 5