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N". 14. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Dereligionis et superstitionis natura et ratione. Commenta-
tionis hist, et theologicae pars I. . . ]>ro loco in S. V. Ordine Theolo-
gorum Evang. rite obtinendo defend. Augustus Hahn, Philos. et
The ol. D r., hujusque P. P. 0. de sign. Boruss. Hegi a Consiliis in
sacro Silesiae S'enatu.. . Breslau Gct. 1834. 38 S. in 8. *
Hr. Dr. Hahn untersucht gegen die Ciceronische Ablei-
tung des Worts und Begriffs religio yon religere (sc. mente,
=: ea omnia diligenter retractare, quae ad cultum deorum perti-
nerent — de Nat. Deor. II, 28.) — ob nicht die von Lactan-
tius in seinen Institut, div. IV, 28. beliebte Ableitung von religare
vorzuziehen sey, »quod hominem sibi Deus religaverit et pietate
constrinxerit, quia servire nos ei ut domino et obsequi ut patri
necesse est.“ Die Untersuchung ist voll lleifsig angewendeter
philologischer Kenntnisse und mit s<^ löblicher Mäfsigung behan-
delt, dafs sie auch für den Verf. des Den h gläubigen, wel-
cher 1825 in der I. Abth. S. 44 ff* die Ciceronische Ableitung
vertheidigte und wenigstens im philologischen Punht den ..Beifall
des Hrn. Dr. Nitzsch »Ueber den Religionsbegriff der Alten«
(in den theol. Studien I. Bds 3. u. l\. St. S. 532 und 732.) erhielt,
eine angenehme Veranlassung ist, die Differenz, wo möglich, zu
einer Entscheidung und sogar zu einer Vereinigung zu bringen.
Manche Wortableitungen sind deswegen denkwürdig, weil
sie andeuten, wie die Redenden sich der Entstehung des Begriffs
selbst in sich bewufst waren. Von dieser Art ist das Wort
religio. Cicero war sich bewufst, dafs in seinem Gemüth Reli-
gion ihren Ursprung habe in einem sorgfältigen, man dürfte
sagen, gewissenhaften, Nachdenken über göttliche Dinge,
und zwar in einem nicht blos theoretischen, sondern prakti-
schen Nachdenken, weil es ihm dabei um Verehrung der
Götter, cultus deorum, zu thun ist, die ein Mann von seiner
wissenschaftlich gebildeten Empfindung für das Wahre, Gute und
Schöne nicht blos ins Aeufsere setzte, sondern im Gemüth aus-
übte. In diesem Sinn sprach Seneca sich aus, in Epist. I, t)5.
„Non pareo Deo, sed adsentior ex animo. Satis coluit Deos, quis-
quis eos imitatus est« und Markaurel: »Ich folge der Gottheit,
aber ich fürchte sie nicht!« Welches edle Gemüth wird nicht
ebenso empfinden, dafs nicht ein Fürchten des Göttlichen,
XXVIII. Jahrg. 3, Heft, 14
 
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