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N°. 10. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Psychologie von Scheidler und Naturlehre der Seele ron
Fischer.
( B e s c h l uf 8.)
Der Nutzen der Psychologie ist nach Hrn. S. ein doppelter,
erstlich ein unmittelbarer, nämlich die Bedeutung derselben für
die Menschenkenntnis. Zur Erläuterung dieses Punktes führt der
Verf. seine Ansichten über Pathognomik, Physiognomik und Or-
ganologie näher aus, und bemerkt darüber viel Gutes und Zeit-
gemäfses. Der mittelbare Nutzen der Psychologie wird durch ihr
Verhältnis zu andern Wissenschaften begründet. Hier entwickelt
der Verf. zuvörderst sehr klar und treffend die oben angedeutete
Ansicht, nach welcher die Psychologie, als Lehre der Selbster-
kenntnis, die nothwendige Grundlage oder Fundamentallehre der
ganzen Philosophie ist. Aus dieser Begründung aller höchsten
philosophischen Principien des menschlichen Wissens in psycho-
logischen Beobachtungen ergiebt sich dann eine ähnliche Bedingt-
heit aller andern Wissenschaften in Ansehung ihrer höchsten Prin-
cipien durch die Psychologie, welche der Verf. völlig überzeu-
gend in Ansehung der Mathematik, Naturwissenschaft, Geschichte^
Philologie und Politik durchführt. Endlich erörtert er noch das
bedeutende Verhältnifs der Psychologie zu den s. g. Fach- oder
Facultätswissenschaften, nämlich der Medicin, Rechtswissenschaft
und Theologie, sowohl in theoretischer (die Psychologie giebt
ihnen ihre Principien) als in praktischer Hinsicht (die Psychologie
giebt ihnen die zur Anwendung erforderliche Menschenkenntnifs).
Als Anregung zu dem Studium der Psychologie und als Belebung
eines höheren wissenschaftlichen Sinnes so wie einer im edleren
Sinne praktischen Bichtung der Wissenschaft kann diese Propä-
deutik vorzüglich jungen Männern empfohlen werden.
In dem Grund rifs tritt das Material mehr hervor als die
Form und die einzelnen psychologischen Thatsachen mehr als die
organische Einheit des Seelenlebens. Jedoch möchte dies nicht
als ein Vorwurf zu betrachten seyn, denn für den Zweck eines
Grundrisses für akademische Vorlesungen kam es mehr auf rich-
tige Darstellung des Factischen und auf vollständige Zusammen-
XXVIII. Jahrg. 2. Heft. 10
 
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