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N°. 35. HEIDELBERGER 1835.
JAHRBÜCHER HER LITERATUR.

WH da, das Gildenwesen im MÜielaller.
(Fortsetzung.)
Die Leser werden errathen, dafs wir uns der Richtung nach
der neueren Zeit und der Gegenwart in einem Werke über eine
noch nicht ganz erloschene Erscheinung des gesellschaftlichen
Lebens annehmen wollen. Wir werden uns nachher weitläuftiger
erklären über.die Art, wie der Verf. ganz die entgegengesetzte
Richtung eingeschlagen, ganz und ausschliefslich die Entste-
hung des Gildenwesens in’s Auge gefafst hat; dafs er dies über-
haupt gethan, mifsbilligen wir gleich hier auf’s Nachdrücklichste.
Wir sind leider Gottes mit Urgeschichten der Völker und Staaten
überschüttet genug ; und so niederschlagend es für den wissen-
schaftlichen Mann ist, wenn er so vielen Schweifs und Mühe an
die Urbarmachung so hoffnungslos - steriler Räume verschwendet
sieht, so konnte man doch dort sich leichter trösten, weil die
Kräfte, die sich ohne alles Urtheil und Kenntnifs hier abquälen
konnten, auf dem ächten Gebiete der Geschichte doch nichts
leisten würden, dessen Cullivation viel mehr Umsicht fordert,
als dort zu erlangen war. Auch ist der Nutzen, den die allge-
meine politische Geschichte der Gegenwart bringen kann, weit
nicht unmittelbar genug , als dafs man so eifrig darauf dringen
sollte, dafs ihre Bearbeiter diese Gegenwart so entschieden be-
rücksichtigen mochten. Was in aller Welt aber soll uns die Ur-
geschichte einzelner materieller, mehr aus dem praktischen Be-
dürfnisse des Staats geflossener Anstalten? Welch ein wichti-
geres Ziel kann sich die Geschichte solcher Institute überhaupt
stecken, als möglichst unmittelbare Belehrungen aus den Erfah-
rungen früherer Zeiten für die mannigfache Hülflosigkeit der
jetzigen zu suchen? Wo Alles noch ein frisches Interesse in
der Nähe bietet, suchen wir ein mäfsiges in der äufsersten Kerne!
Es ist, als ob in dem Augenblicke, wo man sich in einem Theile
von Deutschland um die grofsen Entwürfe zur Verbindung von
Rhein und Donau und um die Untersuchung des Terrains lebhaft
bekümmert, irgend ein betheiligter, ein sachkundiger, ein beauf-
tragter Anwohner damit anfinge, die Quellen der beiden Flüsse
XXVIII. Jabrg. 6. Heit. ' 35
 
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