Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
fi4 Beneke, Lehrbuch der Psychologie.
Systems, indem es aus den aufgestellten einfachen Elementen nach
quantitativen Verhältnissen in immer zusammengesetzteren Com-
binationen allmählich die verwickeltsten und mittelbarsten psy-
chischen Zustände construirt. In diesem Sinne zählt er in der
Vorrede (S. X.) zu den Hindernissen, welche der vollhommnen
Entwickelung der Psychologie als Wissenschaft entgegenstehen,
auch »die Methode der Ableitung der Seelenentwickelungen von
den bekannten abstrakten Vermögen,« und verlangt statt der-
selben eine »tiefer dringende genetische Construction.« Später
in der Einleitung erklärt er die Bestimmungen der psychischen
Vermögen für blofse logische Zusammenfassungen psychischer
Erscheinungen, denen man fälschlich eine reelle Bedeutung ge-
geben habe, indem man die Klassenbegriffe der Wirkungen die-
sen als Ursachen untergelegt, substantiirt, ja gewisserinafsen per-
sonificirt habe (S. 24 fg.)* »Kn Gegensatz hiermit,«, sagt er,
»müssen alle jene abstracten Kräfte oder Vermögen gänz-
lich aus der Psychologie verbannt, und jede einzelne Ent-
wickelung unserer Seele zunächst auf eine besondere Kraft
bezogen werden, voll der man dann erst weiter zu untersuchen
hat, in welchen reellen Verbindungen sie stehe, und ob sie
schon ursprünglich in der Seele vorhanden, oder erst später
entstanden sey. — Nur so können wir wahre Sacherklärungen
für die psychischen Phänomene gewinnen, während die bisherige
Psychologie wenig mehr als Namen- und Begriffs-Erklärun-
gen enthält.« Und über die Anwendung quantitativer Verhältnisse
setzt er hinzu: „Möchte auch das Unternehmen, mathematische
Berechnungen auf die psychischen Entwickelungen anzuwenden,
auf jeden Fall noch viel zu früh kommen, -so können wir doch
unendlich viele Verschiedenheiten in Hinsicht der Kräftigkeit,
der Lebhaftigkeit, der Angeregtheit, der Stärke, der Ausgedehnt-
heit u. s. w. der Entwickelungen nicht nur unterscheiden, sondern
auch, nach mannichfachen Verhältnissen, mit ziemlicher Gewifs-
heit bestimmen. Nur hierdurch aber können auch die psychischen
Entwickelungsgesetze, nur hierdurch selbst ihre Probleme ihre
angemessene Bestimmtheit erhalten.

(Der Besclilufs folgt.)
 
Annotationen