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YVamik und Asra, Gül und Bülbül,

genährt, erzogen in der orientalischen Akademie der mit dem
Osten in lebendigem Verkehre stehenden deutschen Kaiserstadt, in
seinem eigenthümlichsten Wesen erkannt und ermuntert von Jo-
hannes von Müller, begrüfst und geweiht von einem prophe-
tischen Worte Herder’s, des Hohenpriesters des Morgenlandes,
gebildet durch Beisen und Aufenthalt auf dem Boden der frühe-
sten Sehnsucht, nach seiner Rückkehr durch übertragenen amt-
lichen Beruf mit ihm in pflichtmäfsige Verbindung gesetzt, —
dafs er in seinem sechzigsten Lebensjahre, in welchem er gegen-
wärtig steht, in derselben ungeschwächten Jugendkraft, wie sie
S c h 1 e i er in a c h e r in seinen Monologen sich als Jüngling geweis-
sagt und als Greis bis zum Tode erhalten hat, mit Herz und
Mund singen konnte :
Nicht den Elementen traue,
Noch der eigenen Kraft,
Sondern Gott dem Herrn vertraue,
Der zur Höhe dich rafit.
Vgl. d es Verfs. Gedicht: »Als ich die Donau hinüber und herüber
schwamm am uten September i834 « Ja, der eigenen Kraft ver-
dankt er nicht den Höhepunkt der Wissenschaft, von welchem
er mitWohlgefallen auf seine mächtigen Bauwerke der orientali-
schen Literatur herniederschauen kann, sondern Dem allein, der
das Wollen giebt und das Vollbringen !
Der Unterzeichnete hat es sich immer zu einer angenehmen
Aufgabe gestellt, die zur orientalischen Poesie gehörigen Schriften
des hochverehrten Verfs. den Lesern der Jahrbücher anzuzeigen,
und er ergreift auch dieses Mal mit besonderer Freude die Feder,
dieser ihm theuer gewordenen Verpflichtung Genüge zu leisten.
Denn, wiewohl den exegetisch - theologischen Studien jetzt vor-
zugsweise zugewandt, zu denen die früheren ihm nur als Mittel
gedient, ist er sich immer der begeisternden Einführung in den
geheimnifsvollen Orient durch des befreundeten Verfs. schriftli-
ches und mündliches Wort dankbar bewufst geblieben, und er
wird auch der Braut seiner Jugend niemals vergessen.
No. 1. Zu den berühmtesten Liebespaaren,des Orients, welche
durch seine Dichter verherrlicht worden und dem deutschen Leser
nun schon durch Göthe’s westöstlichen Divan bekannt genug
sind, gehört Wamik und Asra, d. i. der Glühende und Blü-
hende (Amor und Flora). Als v. Hammer vor zwei und vierzig
Jahren seine Sch fr in dichtete, ein Werk, das an zusammen-
gedrängtem Farbenglanze des Morgenlandes Alles überstrahlte, was
 
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