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deutsch von Neurohr.

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weder in ihnen selbst, noch in dem sie umgebenden Gebilde
wahrnehmen. Er sah in sehr vielen scrophulösen Individuen das
ganze Drüsensystem gleichzeitig krankhaft ergriffen, ohne dafs
sie während des ganzen Verlaufs der Krankheit jemals ein Ent-
zündungssymptom dargeboten hätten. Er überzeugte sich aber
auch, dafs die Lymphdrüsen einen vorzüglichen, wenn schon
nicht den einzigen, Heerd für die Scrophelbildung gewähren. Ob
übrigens zwischen Skropheln und Tuberkeln eine wesentliche Ver-
wandtschaft, oder selbst Identität, statt finde, läfst er unent-
schieden, und erkennt nur an, dafs die scrophulÖse Constitution
eine vorzügliche prädisponirende Ursache für Tuberkeln sey. —
Unter der Rubrik der Specksubstanz, welche bei sonstiger Ver-
schiedenheit von der Tuberkelmaterie doch einige Analogie mit
dieser habe, nimmt er auch die weifse Hepatisation der Lunge
(Induration bronchi -lardacee ) mit auf, nur zu kurz sie berüh-
rend. — Ueber den Scirrhus verbreitet er sich ausführlicher, und
giebt auch hier die Resultate der chemischen Analyse einer scir-
rhösen Brustdrüse, von dem Hrn. Hecht angestellt. Zufolge
dieser enthielt eine Drachme (72 Gran) dieser Substanz Eiweifs-
stofT 2 Gran, Gallerte 20 Gr., Faserstoff 20 Gr., flüssige Fett-
materie 10 Gr., Wasser und Verlust 20 Gr. Der Scirrhus komme
nie (?) isolirt im Zellgewebe oder im Parenchym der Organe
unter deii Form von Körnern oder kleiner runder Geschwülste,
wie die Tuberkeln, vor, auch nicht in breiten diffusen Massen,
wie die Specksubstanz, sey nie in einem Balg eingeschlossen,
und nicht der nämlichen Art von Erweichung fähig, wie die Tu-
berkel- und Specksubstanz, sondern erleide eine eigentümliche
Auflockerung, die in einen besondern schwammigen, mit Entste-
hung neuer Blutgefäfse verbundenen, Zustand übergeht, unter
Entwicklung vitaler Eigenschaften, die sehr erhöht und aufgeregt
werden. (Allerdings regt und entwickelt sich in den Scinhen,
je mehr sie in den cancrösen Zustand übergehen, auf eine von
den Tuberkeln sehr diagnostisch unterschiedene Weise ein eigenes
Analogon von Vitalität, und selbst von einer gewissen Animalität,
auf einer viel niedrigeren, in welcher pseudorganische Plasticität
mit einem gewissen Grad von Sensibilität in form- und regelloser
Wechselwirkung vorherrschend wird. Aber eben dieses Analogon
von Vitalität ist in dem Eigenthümlichen ihres Typus und ihrer
Aeufserung von den Lebensäufserungen normal organisirter Thiere
und Thiertheile völlig verschieden. Das alte Wort Kapxu'wfta
oder Cancer, welches offenbar auf jenes Thierartige im Krebs
hindeutet, und sicher nicht blos die Form des Geschwürs oder
 
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