Wilda, das Gildenwesen ini Mittelalter.
541
Wilda, W. E., das Gildenwesen im Mittelalter. Halle, 1831.
X und 386 Ä- 8.
Die königlich dänische Gesellschaft der Wissenschaften in
Kopenhagen machte vor wenigen Jahren die geschichtliche Er-
forschung des Gildenwesens zum Gegenstände einer Preisaufgabe.
Die Frage betraf die Gattungen und Klassen der weltlichen und
geistlichen Gilden, die in Dänemark vor der Reformation exi-
stirten, ihren Ursprung und die Absicht ihrer Gründung; ihre
innere Verfassung und ihre Gebräuche; die Ursachen ihres Un-
tergangs und die noch bestehenden Reste. Es sollte bei der
Aufgabe zwar besondere Rücksicht auf die einheimischen Gilden
genommen, darum aber doch die Vergleichung der skandinavi-
schen, deutschen und englischen zu Hülfe gezogen werden.
Es ist gewifs eine empfindliche Lücke in unserer geschicht-
lichen Literatur, dafs wir noch kein Werk besitzen, welches
das Gildenwesen umfassend behandelt. Die Preisaufgabe war
daher gut gewählt, die Fragen verständig und dem Gegenstände
angemessen , obzwar für das Ganze nicht genügend ; wir schlugen
daher mit Begierde das von der Kopenhagener Societät gekrönte
Buch auf, dessen allgemeiner Titel eine Erledigung dieser Fragen
im ganzen Umfange verhiefs. Wir wissen nun nicht, welchen
Sinn die genannte Gesellschaft mit ihren übrigens klaren und un-
zweideutigen Worten verband, wir wissen nicht, welchen Mafs-
stab sie an die eingesandten Werke legte, wir können nur das
sagen, dafs wir einen andern angelegt haben würden, denn wir
würden dem vorliegenden Werke den Preis nicht gegeben haben.
Und das aus dem sehr einfachen Grunde, weil es die vor-
liegenden Fragen nicht beantwortet. Es ist doch sonderbar,
welch einer inifsverstandnen Humanität man heut zu Tage opfert.
Wir getrauten w'ohl zu wetten, dafs die Fragsteller das Unge-
nügende der Arbeit einsahen, dafs sie aber den Preis darum doch
ertheilten , weil sie vielleicht die einzige eingegangene, oder
unter anderen die bessere war, und weil der Verfasser so viel
Liebe zur Sache, so viel Eifer, so viel Fleifs und so viel Be-
scheidenheit verräth , dafs er eines freundlichen und anerkennen-
den Lohnes wohl werth schien. Wenn wir zu diesem letzteren
mit Aufrichtigkeit einstirnmen, so wünschen wir zugleich mit
Herzlichkeit, der Verf. möge es freundlich aufnehmen, wenn
wir bei Beurtheilung der Sache die schätzbaren Eigenschaften,
die er als Person zur Behandlung der Sache mitbrachte, nicht
weiter mit in Berücksichtigung ziehen, sondern nur sein Buch
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Wilda, W. E., das Gildenwesen im Mittelalter. Halle, 1831.
X und 386 Ä- 8.
Die königlich dänische Gesellschaft der Wissenschaften in
Kopenhagen machte vor wenigen Jahren die geschichtliche Er-
forschung des Gildenwesens zum Gegenstände einer Preisaufgabe.
Die Frage betraf die Gattungen und Klassen der weltlichen und
geistlichen Gilden, die in Dänemark vor der Reformation exi-
stirten, ihren Ursprung und die Absicht ihrer Gründung; ihre
innere Verfassung und ihre Gebräuche; die Ursachen ihres Un-
tergangs und die noch bestehenden Reste. Es sollte bei der
Aufgabe zwar besondere Rücksicht auf die einheimischen Gilden
genommen, darum aber doch die Vergleichung der skandinavi-
schen, deutschen und englischen zu Hülfe gezogen werden.
Es ist gewifs eine empfindliche Lücke in unserer geschicht-
lichen Literatur, dafs wir noch kein Werk besitzen, welches
das Gildenwesen umfassend behandelt. Die Preisaufgabe war
daher gut gewählt, die Fragen verständig und dem Gegenstände
angemessen , obzwar für das Ganze nicht genügend ; wir schlugen
daher mit Begierde das von der Kopenhagener Societät gekrönte
Buch auf, dessen allgemeiner Titel eine Erledigung dieser Fragen
im ganzen Umfange verhiefs. Wir wissen nun nicht, welchen
Sinn die genannte Gesellschaft mit ihren übrigens klaren und un-
zweideutigen Worten verband, wir wissen nicht, welchen Mafs-
stab sie an die eingesandten Werke legte, wir können nur das
sagen, dafs wir einen andern angelegt haben würden, denn wir
würden dem vorliegenden Werke den Preis nicht gegeben haben.
Und das aus dem sehr einfachen Grunde, weil es die vor-
liegenden Fragen nicht beantwortet. Es ist doch sonderbar,
welch einer inifsverstandnen Humanität man heut zu Tage opfert.
Wir getrauten w'ohl zu wetten, dafs die Fragsteller das Unge-
nügende der Arbeit einsahen, dafs sie aber den Preis darum doch
ertheilten , weil sie vielleicht die einzige eingegangene, oder
unter anderen die bessere war, und weil der Verfasser so viel
Liebe zur Sache, so viel Eifer, so viel Fleifs und so viel Be-
scheidenheit verräth , dafs er eines freundlichen und anerkennen-
den Lohnes wohl werth schien. Wenn wir zu diesem letzteren
mit Aufrichtigkeit einstirnmen, so wünschen wir zugleich mit
Herzlichkeit, der Verf. möge es freundlich aufnehmen, wenn
wir bei Beurtheilung der Sache die schätzbaren Eigenschaften,
die er als Person zur Behandlung der Sache mitbrachte, nicht
weiter mit in Berücksichtigung ziehen, sondern nur sein Buch