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624

Phil osophie.

Philosoph, welcher sowohl durch die Form, als durch den Geist
seiner hinterlassenen Monumente zeigt, dieses in der weitesten
Ferne so enge Naheseyn des Unsterblichen am zartesten und rich-
tigsten aufgefafst zu haben, und ich habe daher Plato richtig zu
erklären geglaubt, wenn ich seine Ideen so auszulegen suchte,
wie alle Aussprüche und Mittheilungen über das Ewige, welchen
wir Wahrheit Zutrauen, ausgelegt werden müssen.
Das Arbeiten im Gebiet eines abgeschlossenen Systems, auf
welches der philosophische Forscher seine ganze Kraft wendet,
erzeugt ohne Zweifel wohl einen fröhlicheren Geistesschwung,
welcher den Gedanken leichter über alle Schwierigkeiten hinweg
zu heben verspricht, als das Arbeiten im Schacht der skepti-
schen Methode, welche nach den Grenzen des Wissens forscht.
Letzteres Geschäft liegt gleichsam schwerer auf und nimmt den
Geist härter gefangen, führt ihn weiter ab von der Beziehung
der Theorie aufs Leben und seine praktischen Tendenzen, in
eine gröfsere Einsamkeit mit sich selbst. Der lichtvolle Horizont
der Speculation umschattet sich mit einer sinkenden Nacht, in
deren Helldunkel die Seele die Quellen der Wahrheit nur leise
murmeln hört. Wer in diese Gegenden kommt, wird sich der
Schmerzen aller derer erinnern, welche hier in früheren Jahr-
hunderten umherirrten; denn wer in diese Gegenden kam, den
stiefs das Leben gewöhnlich aus. Möchten gegenwärtige Medi-
tationen über das Platonische Gastmahl denen, welche in diesen
Gegenden wandeln, als der Zuruf eines mit ihnen nach demselben
Ziel ringenden Geistes anklingen, gleich jenem alten Empedo-
kleischen :
®dpaei, xal tote dt; oocpii;<; in' äxpoicri Soacreig !
C. Fortlage.
 
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