Literärgeschichte.
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den französischen Hof, für den Herzog Wilhelm von Baiern, den
Marligrafen Friedrich von Baden, den Herzog August von Braun-
schweig besorgte, dafs er eine ausgezeichnete Kunstsammlung
besafs, welche, wie wir aus dem eben angeführten Lebenslauf
sehen, die Aufmerksamkeit vieler Fürsten und anderer der ange-
sehensten Personen erregte und ihm zahlreiche Besuche derselben
zuführte.
Auf vielfache Aufforderungen des Herzogs Philipp II. von
Pommern folgte Hainhofer einer Einladung an den Hof dieses
durch seine Liebe zur Kunst und Wissenschalt so wie durch seine
edle, acht fürstliche Gesinnung gleich ausgezeichneten Fürsten,
und unternahm im Jahr 1617 von Augsburg aus die Reise nach
Stettin ; bei welcher Gelegenheit er ein 'ragebuch sowohl über
die Reise selbst als über den Aufenthalt in Pommern am Hofe
und über die Aufnahme, die ihm daselbst zu Theil ward, führte;
und dieses Tagebuch ist es, dessen Bekanntmachung wir der Sorge
der Gesellschaft, insbesondere den Bemühungen des Vorredners,
in diesem zweiten Hefte zu verdanken haben. Es enthält nämlich
dieses Tagebuch Schilderungen, die, wie das Vorwort S. XV.
ganz richtig bemerkt, in ihrer einfachen und kunstlosen Form
das treueste Bild jener Zeit geben, deren innere Seite jetzt un-
serm Blicke klar vorliegt. Wir lernen in Hainhofer einen eben
so gebildeten und kenntnifsreichen, als verständigen und gewandten
Mann kennen, dessen Mittheilungen durch den einfachen, offenen
und gemülhlichen Ton, der darin herrscht, äufserst anziehend
werden, und uns das Leben jener Zeit, zumal das Hofleben, in
einem getreuen Gemälde darstellen, insbesondere aber auch ein
sehr einnehmendes Bild des letzten der angestammten Herzoge
Pommerns geben. Wir lernen daraus, aulser dem politischen
Leben, namentlich das häusliche und kirchliche Leben jener Zeit
in getreuen Umrissen kennen, und so werden Hainhofer’s Berichte
zu ällgemeinen Charakterschilderungen und Gemälden deutschen
Lebens und deutscher Sitte aus einer Periode, die auch in so
vielen anderen Beziehungen für uns höchst wichtig ist, da sie
einen Wendepunkt für Deutschland bezeichnet.
Das Tagebuch beginnt mit dem ersten oder rCsp. dritten
August, an welchem Tage Heinhofer sich auf den Weg machte,
den Weg über Nürnberg, Forchheim, Bamberg nach Jena neh-
mend, „welches ein schlechtes Stättlin, aber berühmte Akademie,
und in die 800 Studiosen dieser Zeit da hat, die theils ziemlich
petulantes seyn, und ohnlängst fast einen Aufruhr erregen wollen,
dieweilen in der Theurung etliche Professoren sie über ihren
Thaler, wöchentlichen Kostgelts, zu steigern begert haben ;« von
da über Leipzig durch Sachsen („wo ich gespuret, dafs sonder-
lich das Weibsvolk, mit Haupt- Halfs- und Armzier und Klei-
dung, so gar die alte Weiber, sehr prächtig sein, unter denen
doch mancher der Mutz, als wie aim alten Rofs ein neu Kummt
ansteht« u. s. w.), nach »Berlin oder Cöln an der Sprew,« von
welcher Stadt eine Beschreibung folgt, namentlich auch von den
Kirchen; von hier aus nach Alten Stettin, wo Hainhofer am
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den französischen Hof, für den Herzog Wilhelm von Baiern, den
Marligrafen Friedrich von Baden, den Herzog August von Braun-
schweig besorgte, dafs er eine ausgezeichnete Kunstsammlung
besafs, welche, wie wir aus dem eben angeführten Lebenslauf
sehen, die Aufmerksamkeit vieler Fürsten und anderer der ange-
sehensten Personen erregte und ihm zahlreiche Besuche derselben
zuführte.
Auf vielfache Aufforderungen des Herzogs Philipp II. von
Pommern folgte Hainhofer einer Einladung an den Hof dieses
durch seine Liebe zur Kunst und Wissenschalt so wie durch seine
edle, acht fürstliche Gesinnung gleich ausgezeichneten Fürsten,
und unternahm im Jahr 1617 von Augsburg aus die Reise nach
Stettin ; bei welcher Gelegenheit er ein 'ragebuch sowohl über
die Reise selbst als über den Aufenthalt in Pommern am Hofe
und über die Aufnahme, die ihm daselbst zu Theil ward, führte;
und dieses Tagebuch ist es, dessen Bekanntmachung wir der Sorge
der Gesellschaft, insbesondere den Bemühungen des Vorredners,
in diesem zweiten Hefte zu verdanken haben. Es enthält nämlich
dieses Tagebuch Schilderungen, die, wie das Vorwort S. XV.
ganz richtig bemerkt, in ihrer einfachen und kunstlosen Form
das treueste Bild jener Zeit geben, deren innere Seite jetzt un-
serm Blicke klar vorliegt. Wir lernen in Hainhofer einen eben
so gebildeten und kenntnifsreichen, als verständigen und gewandten
Mann kennen, dessen Mittheilungen durch den einfachen, offenen
und gemülhlichen Ton, der darin herrscht, äufserst anziehend
werden, und uns das Leben jener Zeit, zumal das Hofleben, in
einem getreuen Gemälde darstellen, insbesondere aber auch ein
sehr einnehmendes Bild des letzten der angestammten Herzoge
Pommerns geben. Wir lernen daraus, aulser dem politischen
Leben, namentlich das häusliche und kirchliche Leben jener Zeit
in getreuen Umrissen kennen, und so werden Hainhofer’s Berichte
zu ällgemeinen Charakterschilderungen und Gemälden deutschen
Lebens und deutscher Sitte aus einer Periode, die auch in so
vielen anderen Beziehungen für uns höchst wichtig ist, da sie
einen Wendepunkt für Deutschland bezeichnet.
Das Tagebuch beginnt mit dem ersten oder rCsp. dritten
August, an welchem Tage Heinhofer sich auf den Weg machte,
den Weg über Nürnberg, Forchheim, Bamberg nach Jena neh-
mend, „welches ein schlechtes Stättlin, aber berühmte Akademie,
und in die 800 Studiosen dieser Zeit da hat, die theils ziemlich
petulantes seyn, und ohnlängst fast einen Aufruhr erregen wollen,
dieweilen in der Theurung etliche Professoren sie über ihren
Thaler, wöchentlichen Kostgelts, zu steigern begert haben ;« von
da über Leipzig durch Sachsen („wo ich gespuret, dafs sonder-
lich das Weibsvolk, mit Haupt- Halfs- und Armzier und Klei-
dung, so gar die alte Weiber, sehr prächtig sein, unter denen
doch mancher der Mutz, als wie aim alten Rofs ein neu Kummt
ansteht« u. s. w.), nach »Berlin oder Cöln an der Sprew,« von
welcher Stadt eine Beschreibung folgt, namentlich auch von den
Kirchen; von hier aus nach Alten Stettin, wo Hainhofer am