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3V°. 8. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Passek’s Denkwürdigkeiten von /Stenzel.
( Beschluf s.)
Er schiebt dann alles auf die Ränke der Königin, auf die Fran-
zosen am Hofe und auf die „Ohrenbläser1 des Nicolaus Praz-
mowski, der 1666 Erzbischoff von Gnesen wurde und grofsen
Eintlufs auf den König übte. „Dieser Schurke, sagt er von
Prazmowski 08. 278), lieferte den Zunder zu diesem Kriege,
was dem Himmel selbst mifsfiel und dem Vaterland den offen-
baren Zorn Gottes zuzog.“ Lubomirski sey freilich zu tadeln,
dafs er den Aufstand des Adels bewirkt, aber er hätte die
Rachsucht und die Ränke der Königin erkannt, und gewufst,
dafs sie, eine geborene Französin die Freiheiten der Polen der
französischen Regierung aufopfern und „einen französischen
Windbeutel“ auf den polnischen Thron erheben wollte. Der
König sey wankelmüthig gewesen und hätte alles gethan, was
ihm angerathen wurde, besonders hätte er die Worte des blin-
den Rathgebers ^darnit meint er den Erzbischof von Gnesen)
befolgt. Die r'ranzosen verspottet Passek überall; sie, sagt
er, hätten sich alles herausnehmen dürfen, ihre Zahl sey grös-
ser in Warschau gewesen, als die der Teufel in der Hölle.
„Wer in die Gemächer des königlichen Pallastes trat, heifst
es, erblickte selten einen geschorenen Kopf, vielmehr Pe-
rücken, welche so grofs wie Schachteln waren und das Licht
der Fenster verdunkelten. Wer das sah, spottete, dafs der
Hof sich in diese Nation so verliebt hatte, denn selbst die Mi-
nister tanzten schon nach der französischen Pfeife.“ —
Der Krieg gegen Lubomirski und gegen das conföderirte
Heer unter dem Marschall Ostrzyzki, wurde schlecht geführt,
obgleich der König gut gerüstete Truppen in’s Feld stellen
konnte. „Der König, erzählt Passek 08. 288), war damals
mit der Königin, ihren Frauen und dem ganzen Hofe aus War-
schau in’s Feld gezogen. Frauen waren erforderlich, weil
man tanzen wollte; denn es war kein wirklicher Krieg, son-
dern ein Jagdtanz. Wir jagten ohne Aufhören von einem
Orte zu dem andern, ohne eigentlich zu jagen, und die Feinde
XXXII. Jahrg. 2. Heft. 8
 
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