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JV°. 12. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Griechische Literatur.
( B e s c li luf s.)
Einzelne Belege unseres Urtheil's anzuführen, dürfte nicht
schwer seyn, da Jeder, wenn er, wie Ref. die Mühe nicht scheut,
einzelne Stellen dieser Uebersetzung mit andern, bereits bekannten
Uebersetzungen zu vergleichen, und das Resultat seiner Verglei-
chung nebeneinander zustellen, sich leicht davon selbst überzeugen
kann. Wir bitten solche Leser, einmal den Anfang, d.h. die ersten
zwanzig Verse der Electra, mit den übrigen Uebertragungen, die
wir besitzen, zu vergleichen; oder die Chorgesänge Vers 119 ff.,
welche mit den Klagen der Electra wechseln; welcher Unterschied
in der Leichtigkeit, in der Gewandheit, und in dem einfach-natür-
lich und doch würdig fortschreitenden Flufs der Rede! Oder die
schöne Stelle im König Ödipus, wo dieser zu Kreon spricht (Vers
1414 if.):
Und dich beschwör’ ich flehend und ermähne dich:
Gieb ihr ein Grab im Hause, wie du selbst es willst;
Ein schicklich Grab ja schuldest Du den Deinigen
Mich achte meine Vaterstadt nie würdig mehr,
Mich lebend aufzunehmen als Bewohner hier.
Nein, lafs mich wohnen auf Kithäron’s Höhen, der
Nur mein genannt wird, den mir zum gewissen Grab
Die Mutter und der Vater lebend ausersahn,
Um dort zu sterben, wo der Tod mir war verhängt, u. s. w.
Oder die bald darauf folgende Klage des Ödipus Vers 1446 if.
So lebe glücklich, mög’ ein Gott für diesen Weg
Sorgsamer Dich behüten, als er mich bewahrt!
Wo, meine Kinder, seid ihr doch? O kommt heran,
O nähert euch zu meinen Bruderhänden hier.
Sie, die’s verbrachen, dafs ihr also schauen müfst
Des Vater’s Augen, die vordem so hell geblickt,
Des Vater’s, der, Nichts ahnend nnd unwissentlich
Euch Vater wurde, wo er selbst entprossen war
Und euch bewein’ ich — sehn ja kann ich nimmer euch —
Gedenk ich an des bittern Lebens Ueberrest,
Wie bei den Menschen ihr ihn noch zu dulden habt u. s. w.
So liefsen sich noch manche ähnliche, herrliche Stellen aus
diesem Stück, wie aus dem andern Ödipus anführen; so ferner aus
der Antigone, wo wir nur an die wohlgelungene Uebertragung des
Chorliedes Vers 332 ff. erinnern, welches mit den Worten beginnt:
Λ ieles Gewaltige lebt, und Nichts
Ist gewaltiger, als der Mensch.
Drum selbst über die dunkele
XXXII. Jahrg. 2. Heft. Jg
 
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