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Ν°· i. HEIDELBERGER - 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Georges Sand pur le comte Theobaldo de Walsh auteur du voyage en Suisse
ά Paris chez Hivert libraire-0diteur. 1837. 232 p. 8.
Der Verf. dieser Schrift, dessen einfacher, milder Sinn und
dessen von allem Fanatismus und Zelotismus freies wahrhaft
religiöses Gemüth aus jeder Zeile hervorleuchten , ist der
deutschen Sprache so mächtig, dafs Ref. ihm seine Bemer-
kungen darüber deutsch mittheilen kann, und er hofft, dafs
die Leser der Jahrbücher nicht ungern sehen werden, dafs
diefs gerade an diesem Orte öffentlich geschieht, üesj Ref.
historische Studien sind bekanntlich haqptsächlich auf die
Wechselwirkung, welche geistige Cultur und Literatur und
politische und gesellschaftliche Verhältnisse jeder Zeit auf
einander üben, gerichtet, er] hofft daher, dafs selbst die-
jenigen, die ganz; anderer Meinung sind, als er, einigen An-
theil an seinen Bemerkungen nehmen werden.
Es ist Ref. weniger darum zu thun, mit dem Grafen
Walsh, das Verderbliche der von diesem kritisirten Romane
nachzuweisen, als von dem guten und freundlichen Eiferer
geleitet anzudeuten , wohin die in Deutschland und Frank-
reich herrschende Genialität, erkünstelte Bildung, eitle Un-
natur von Weibern und Männern gewisser Kreise führen
rnufs. Der Verf. wüthet nicht wie ein Zelot, er dringt nicht,
wie man jetzt unter uns thut, auf die Übereinstimmung des
Romans mit dem Katechismus 5 er greift aber die Frau Dude-
vant als einzelne Person an, und tadelt sie, als solche5 das
scheint dem Ref. ungerecht, weil sie nur Product und Re-
präsentant einer gewissen Art der Bildung einer Classe
der Gebildeten und einer gewissen in Berlin und Paris Mode
gewordenen weiblichen Unnatur nnd Geisteskoketterie ist.
Unter allen denen, die seit der Frau von Stael ihre Künste
gezeigt haben, bis herunter auf die beiden neusten deut-
schen Meteore der Art, welche neulich die ganze Welt der
Journalleser, und die sämratlichen modischen Herrn und Da-
men aufser sich versetzt haben , scheint dem Ref. George
Sand am ersten zu entschuldigen zu seyn, weil er wenig-
XXXil. Jahrg. 1. Heft. 1‘
 
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