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\·. 31. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Tausend uncl eine Nacht, von Habicht und Weil.
( B c sc hi uf s.)
Er lautet wörtlich: Sodann (nach Vollendung des Mähr-
chens in der 1001ten Nacht) verbeugte sie sich vor dem
Sultan und sprach: 0 Herr der Zeit und Einziger des Jahr-
hunderts; da dir nun deine Sclavin schon 1001 Nacht von den
Mährchen und belehrenden Begebenheiten der Frühem er-
zählt, erlaubt mir deine Hoheit nun einen Wunsch auszuspre-
chen? Wünsche nur, Schehersade, ervviederte der Sultan,
dein Wunsch soll dir gewährt werden. Da rief sie ihre Am-
men und befahl ihnen die Kinder herbeizubringen. Die Am-
men holten eilend drei Knaben von denen der eine schon
gehen und das andere auf dem Boden kriechen konnte, wäh-
rend das Dritte noch von einer Amme gesäugt wurde. Sche-
hersade stellte sie dem Sultan vor, verbeugte sich vor ihm
und sagte: 0 König der Zeit, diese hier sind deine Kinder,
ich hoffe, dafs du mir — um ihretwillen das Leben schenken
wirst, damit sie nicht als mutterlose Waisen leben und die
Zärtlichkeit einer Frau entbehren müssen. Der Sultan weinte
bei diesen Worten, drückte seine Kinder an seine Brust und
sprach: Bei Gott, o Schehersade, ich habe dich längst be-
gnadigt, weil ich dich tugendhaft, Gott vertrauend und gläu-
big fand. Allah segne dich, deinen Vater, deine Mutier und
deinen Stamm! ich nehme ihn zum Zeugen, dafs ich von je-
der Strafe dich befreie. Da küfste sie ihm Hände und Füfse
und sagte voller Freude: Gott verlängere dein Leben und
vermehre dein Ansehen und deine Würde! Sie theiite dann
ihre Freude allen Mädchen im Paliaste mit, und diese Nacht
war eine grofse, fröhliche Nacht. Am folgenden Morgen war
der Sultan sehr wohlgelaunt und schenkte dem Visire Sehe-
hersades Vater, vor allen versammelten Truppen ein kostba-
res Ehrenkleid und sagte ihm: Gott beschütze dich, weil du
mir deine edle Tochter zur Frau gegeben, wodurch ich auf-
hörte die Töchter meiner Unterthanen zu morden, denn ich
fand sie rein und gottesfürchtig. Auch hat mir Gott drei
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