N°. 15. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Histoire de France, pendant la derniere annee de la Restauration. Par un
ancien magistrat, Paris. Desenne, libraire-editeur. 1839. Vol.l. p. 319.
Fol. II. p. 3Ϊ9. 8 '
Ref. legt dieses sehr gute Buch, welches, was jetzt sehr
selten in Frankreich ist, jede Art historischer Prüfung aus-
hält, mit grofser Achtung für den Verf. aus der Hand. Er hat
obgleich deutlich genug der Iegitimistischen Parthei angehö-
rend, durchaus wahr und unpartheyisch sowohl die Thatsachen
als die Menschen gewürdigt Er unterscheidet sich rühmlich
von den sich in genialen Sprüngen und Einfällen gefallenden
Historikern der beiden Schulen von Thiery und Guizot, denen
die Thatsachen zu nackt sind, wenn sie nicht in Begriffe
aufgelöset werden, so wie von den aus der allgemeinen seit
1830 eingerissenen Corruption hervorgegangenen frechen
Ignoranten. Nur einmal hat er uns geärgert, wo er die
Abrantes nennt, die sollte in einem so ernsten Buche nie ge-
nannt werden. Der discours preliminaire handelt ganz vor-
trefflich von Zeitgeschichte ([histoire conteinporaine) über-
haupt. Der Verf. führt darin den Gedanken durch, dafs die
gleichzeitige Geschichte die Verachtung nicht verdiene,
welche man ihr gewöhnlich beweise, nur komme es darauf
an, wer sie schreibe und wie sie geschrieben werde. Er be-
ruft sich auf Tacitus und Sallust, wir würden Colletta hin-
zufügen. Uebrigens zeugt dieser discours von MäPsigung,
Ruhe, gesundem Urtheil 5 weder in dem Buche noch im dis-
cours ist von der herrschenden ekelhaften Sophistik, von dem
abspringenden genialen neufranzösischen Wesen irgend eine
Spur, nirgends findet man Phrasenmächerei und Declamation.
Der Verf. sagt sogar, gegen alle sonstige französische Sitte,
dafs er geforscht und alle mögliche Quellen und Hülfsrait-
tel neben seiner eigenen Erfahrung benutzt habe. Er führt
hernach die Titel der ein und neunzig Bücher, welche über
die Geschichte dieses einzigen Jahres geschrieben sind, aus-
führlich an.
Die Geschichte des Jahres 1829, oder die letzten Ereig-
nisse vor der Ernennung des Ministeriums Polignac, scheint
XXXU. Jahrg. 3. Reft. 15
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Histoire de France, pendant la derniere annee de la Restauration. Par un
ancien magistrat, Paris. Desenne, libraire-editeur. 1839. Vol.l. p. 319.
Fol. II. p. 3Ϊ9. 8 '
Ref. legt dieses sehr gute Buch, welches, was jetzt sehr
selten in Frankreich ist, jede Art historischer Prüfung aus-
hält, mit grofser Achtung für den Verf. aus der Hand. Er hat
obgleich deutlich genug der Iegitimistischen Parthei angehö-
rend, durchaus wahr und unpartheyisch sowohl die Thatsachen
als die Menschen gewürdigt Er unterscheidet sich rühmlich
von den sich in genialen Sprüngen und Einfällen gefallenden
Historikern der beiden Schulen von Thiery und Guizot, denen
die Thatsachen zu nackt sind, wenn sie nicht in Begriffe
aufgelöset werden, so wie von den aus der allgemeinen seit
1830 eingerissenen Corruption hervorgegangenen frechen
Ignoranten. Nur einmal hat er uns geärgert, wo er die
Abrantes nennt, die sollte in einem so ernsten Buche nie ge-
nannt werden. Der discours preliminaire handelt ganz vor-
trefflich von Zeitgeschichte ([histoire conteinporaine) über-
haupt. Der Verf. führt darin den Gedanken durch, dafs die
gleichzeitige Geschichte die Verachtung nicht verdiene,
welche man ihr gewöhnlich beweise, nur komme es darauf
an, wer sie schreibe und wie sie geschrieben werde. Er be-
ruft sich auf Tacitus und Sallust, wir würden Colletta hin-
zufügen. Uebrigens zeugt dieser discours von MäPsigung,
Ruhe, gesundem Urtheil 5 weder in dem Buche noch im dis-
cours ist von der herrschenden ekelhaften Sophistik, von dem
abspringenden genialen neufranzösischen Wesen irgend eine
Spur, nirgends findet man Phrasenmächerei und Declamation.
Der Verf. sagt sogar, gegen alle sonstige französische Sitte,
dafs er geforscht und alle mögliche Quellen und Hülfsrait-
tel neben seiner eigenen Erfahrung benutzt habe. Er führt
hernach die Titel der ein und neunzig Bücher, welche über
die Geschichte dieses einzigen Jahres geschrieben sind, aus-
führlich an.
Die Geschichte des Jahres 1829, oder die letzten Ereig-
nisse vor der Ernennung des Ministeriums Polignac, scheint
XXXU. Jahrg. 3. Reft. 15