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N» 25. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Medici n.
( B e s c h l uf s.)
Die Schrift besieht aus \ier Abteilungen. Die erste handelt
von dem frühzeitigen Tode organischer Wesen überhaupt, diezweite
von der Gröfse der Sterblichkeit unter den Kindern, besonders im
ersten Lebensjahre, die dritte von den Ursachen der grofsen Sterb-
lichkeit des ersten Lebensjahres, die vierte von den Mitteln, welche
dieser grofsen Sterblichkeit entgegengestellt werden können, die
fünfte von ihrer besondern Anwendung auf Rufsland.
In der ersten Abtheilung sucht der Verf. zu erweisen, dafs
die Ansicht irrig sey, dafs die Natur jedem Wesen volle Lebens-
dauer zugesagt habe, und dafs der Grund des frühen Todes vieler
Neugebornen nicht allein in mangelhaften menschlichen Dingen,
sondern zum Theil auch in ursprünglichen Naturverhältnissen zu
suchen seyn dürfte.
In der zweiten Abtheilung thut L. durch statistische Angaben
dar, dafs grofse Sterblichkeit des ersten Lebensjahres eine allge-
meine Eigenschaft des Menschengeschlechtes ist, und dafs dieselbe
nach den bisherigen Erfahrungen im besten Falle doch nahe %, im
schlimmsten über y2 und durchschnittlich kaum unter y4 der Ge-
storbenen beträgt, selbst wenn man die Todtgebornen nicht mitrech-
net. Unter diesen Umständen ist der Schlufs des Verf. kein ge-
wagter, dafs diese grofse Sterblichkeit nicht allein von solchen
Verhältnissen bedingt werden, welche in des Menschen Gewalt stehen.
Die Ursachen der grofsen Sterblichkeit im ersten Lebensjahre
theilt Ti. in natürliche, welche ohne nothwendiges Zuthun der
Menschen einwirken und nur zum Theil durch menschliche Hilfe
beseitigt werden können, und in zufällige, welche in den durch
den gegenwärtigen Zustand des Menschengeschlechts gegebenen
Verhältnissen liegen. v
Zu den ersten rechnet er den Augenblick der Empfängnifs und
der Zeugung, das Verhalten während der Schwangerschaft, die
Geburt, die Verhältnisse kurz nach der Geburt, Schwächlichkeit,
Krankheiten in den ersten Tagen und Wochen des Säuglings, man-
gelhafte Verdauung, Entzündungen, hitzige Ausschlagskrankhei-
ten, Keuchhusten, Krämpfe, Zahnen, die Scrophelsucht. Zu den
zufälligen den Mangel an Pflege, vorsätzliche Tödtung, man-
gelhafte Ernährung, die theils in einem wirklichen Mangel an Nah-
rung, theils in einer schlechten Milch, theils in einer künstlichen
Ernährung bestehen kann, verdorbene Luft der Umgebung, man-
gelhafte Bekleidung, Mangel an Reinlichkeit, Mittheilung von
Krankheitsanlagen oder wirklichen Krankheiten} Vorurtheile und
übele Gewohnheiten, Mangel an ärztlicher Hilfe. Jeder dieser em-
XXXII. Jahrg. 4, Heft. 26
 
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