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Barthold : Geschieht»! von Rügen und Pommern.
ken nach dem Verluste der Bedeutung ihrer Tempelstätte
mit der religiösen Abhängigkeit von Arkona auch in eine po-
litische gerathen: er behauptet im Gegentheil, dafs das Volk
seine Selbstständigkeit bewahrt habe. Auch dafs Kruko’s
Frau Slavina eine Fürstentochter aus Pommern gewesen,
hält er für unerwiesen. Jedoch hält er für wahrscheinlich,
dafs Rügen, der Sitz des gefürchtetsten Gottes der Slaven,
schon damals (πη XI. Jahrhundert) Einflufs auf die Pommern
jenseits der Oder, ausgeübt habe, obwohl in dieser Zeit noch
keine Spur von einem pommerischen Einzelfürsten erscheine
und alle historischen Belege für die pommerische Herkunft
der Ranenköniginn fehlen. Im folgenden Kapitel, wo von
Kruko’s Ende erzählt wird durch Verrath seiner Frau und
Heinrich, Gottschalks Sohn, fafst Hr. Barthold S. 423 den
damaligen Zustand des Landes in wenigen Worten treffend
zusammen: „So duldet Rügen, der so lange unberührte Sitz
slavischer Nationalität, die fremde Besetzung ^der Dänen);
Julin war geschwächt; den Liutiken Brandenburg entrissen;
den Ostpommern die Ferse der Polen auf den Nacken gesetzt,
als Kruko unter so drohenden Anzeichen — unterlag.“·
Den Schlufs der historischen Darstellung macht der all-
gemeine Kreuzzug der christlichen Nachbarn ge-
gen die Pommern und Liutiken im Jahr 1121, in
Folge dessen sie unterworfen werden und geloben das Chri-
stenthum anzunehmen.
Die beiden Schlufs-Kapitel besprechen die in nein Zu-
stände; das neunte die Eintheilung des Landes, seine Kul-
tur, die Stände, das Städtewesen, den Handel, die Einkünfte
des Herzogs, die Rechtsverhältnisse, Kriegsverfassung etc.
das zehnte Alles, was auf Religion und geistige Kultur der
Landesbewohner Bezug hat.
Durch das Buch des Hr. Barthold wird die deutsche Li-
teratur der Provincialgeschichte mit einem vorzüglichen Werke
bereichert. Dasselbe zeugt von tiefem Studium der Quellen,
Schärfe der Kritik, Genauigkeit der Untersuchung der Zu-
stände des Landes. Die Darstellung ist lebendig und anzie-
hend. Das Buch ist aber nicht nur als Provincialgeschichte
eine höchst beachtenswerthe Erscheinung, sondern auch für
die Geschichte der benachbarten Völker der Dänen, Deutschen
Polen etc. ein sehr bedeutendes Werk, indem viele wichtige
historische Fragen, welche in die Geschichte dieser Völker
einschlagen, hier sich erörtert finden.
A s c h b a c h.
Barthold : Geschieht»! von Rügen und Pommern.
ken nach dem Verluste der Bedeutung ihrer Tempelstätte
mit der religiösen Abhängigkeit von Arkona auch in eine po-
litische gerathen: er behauptet im Gegentheil, dafs das Volk
seine Selbstständigkeit bewahrt habe. Auch dafs Kruko’s
Frau Slavina eine Fürstentochter aus Pommern gewesen,
hält er für unerwiesen. Jedoch hält er für wahrscheinlich,
dafs Rügen, der Sitz des gefürchtetsten Gottes der Slaven,
schon damals (πη XI. Jahrhundert) Einflufs auf die Pommern
jenseits der Oder, ausgeübt habe, obwohl in dieser Zeit noch
keine Spur von einem pommerischen Einzelfürsten erscheine
und alle historischen Belege für die pommerische Herkunft
der Ranenköniginn fehlen. Im folgenden Kapitel, wo von
Kruko’s Ende erzählt wird durch Verrath seiner Frau und
Heinrich, Gottschalks Sohn, fafst Hr. Barthold S. 423 den
damaligen Zustand des Landes in wenigen Worten treffend
zusammen: „So duldet Rügen, der so lange unberührte Sitz
slavischer Nationalität, die fremde Besetzung ^der Dänen);
Julin war geschwächt; den Liutiken Brandenburg entrissen;
den Ostpommern die Ferse der Polen auf den Nacken gesetzt,
als Kruko unter so drohenden Anzeichen — unterlag.“·
Den Schlufs der historischen Darstellung macht der all-
gemeine Kreuzzug der christlichen Nachbarn ge-
gen die Pommern und Liutiken im Jahr 1121, in
Folge dessen sie unterworfen werden und geloben das Chri-
stenthum anzunehmen.
Die beiden Schlufs-Kapitel besprechen die in nein Zu-
stände; das neunte die Eintheilung des Landes, seine Kul-
tur, die Stände, das Städtewesen, den Handel, die Einkünfte
des Herzogs, die Rechtsverhältnisse, Kriegsverfassung etc.
das zehnte Alles, was auf Religion und geistige Kultur der
Landesbewohner Bezug hat.
Durch das Buch des Hr. Barthold wird die deutsche Li-
teratur der Provincialgeschichte mit einem vorzüglichen Werke
bereichert. Dasselbe zeugt von tiefem Studium der Quellen,
Schärfe der Kritik, Genauigkeit der Untersuchung der Zu-
stände des Landes. Die Darstellung ist lebendig und anzie-
hend. Das Buch ist aber nicht nur als Provincialgeschichte
eine höchst beachtenswerthe Erscheinung, sondern auch für
die Geschichte der benachbarten Völker der Dänen, Deutschen
Polen etc. ein sehr bedeutendes Werk, indem viele wichtige
historische Fragen, welche in die Geschichte dieser Völker
einschlagen, hier sich erörtert finden.
A s c h b a c h.