290 Griechische mul Kölnische Literatur.
In der Einleitung· macht Dissen den Aufschub von 8 Jahren,
zwischen der angestellten Klage des Aeschines gegen Ktesiphon
und dem verhandelten Prozefs, sehr gut dadurch klar, dafs Aeschi-
nes vorerst zufrieden gewesen, wenn er durch die eingereichte
Klage nur die Krönung verhinderte, und später, zur günstigen
Zeit, den Prozefs wieder aufnahm und durchführte. Vergl. Heidelb.
Jahrb. 1835 Nro. 20, u. 1836 Nro. 44. Die übrige Einleitung ent-
hält die sehr gute Analyse beider Reden, sowohl die des Demosthenes,
als des Aeschines. Wir vermissen aber eine zusammenhängende
geschichtliche Einleitung, am natürlichsten den Zeitraum v. Olymp.
CX, i — CX1I, 3 umfassend, weil der frühere zu den früheren
Reden gehört und der spätere jedenfalls nach der Rede de Corona
fällt. Statt dessen hat der Commentar gelegentlich und zerstreut
Facta erwähnt, welche besser dort zusammengestanden hätten, um
in die Zeit und die Stimmung der Zuhörer zu versetzen.
Der Commentar nun besteht, wie wir schon angedeutet haben,
hauptsächlich in rhetorischer Zergliederung, und diese Partie ist
höchst gelungen. Damit hängt die Erklärung des Sinnes zusam-
men, was für den Schulgcbrauch die Hauptsache seyn mag, aber
der Gelehrte vermifst bei schwierigen Stellen das apologetische,
polemische oder wenn man will kritische Element. Als Beispiel
diene p. 12 sqq., in welcher kitzlichen Stelle der Ideengang, aus
welchem sie erklärt wird, vortrefflich nachgewiesen ist. Allein
nun wird nicht erwähöt, dafs sie Franke im Ganzen ebenso ge-
fafst hat, nur versteht dieser Bearbeiter des Aeschines das προς-
ελ§εϊν τω δημω §. 13 von der Atimie, Dissen mit andern von dem
Auftreten vor Gericht. Dadurch aber wird die ganze Erklärung
wieder ungewifs, weil sich die Stelle um diesen Satz dreht. De-
mosthenes braucht einen allgemeinen Ausdruck, um die speciell
gemeinte Sache zu vergröfsern, und μϊν — de — μεν — μέντοι
— άλ λ’ = μ έ ν — de — μεν — δέ — ά λ λ’, so dafs άλλά dem
ersten μεν entspricht, und dafs μέντοι das zweite μεν begränzt.
Eben so wenig werden Jacobs, Schaub, Scheibe, Hüpeden, Rau-
chenstein, Classical Journal, Victorius und andere, welche über
diese Stelle geschrieben haben, berücksichtigt. Und' diese Methode
ist überall beobachtet.
Da im Historischen nur Resultate anderer raitgetheilt werden
ohne eigene Forschung, so gewinnt der Commentar etwas gefälli-
ges, ist populär und wird gewifs den meisten appetitlich scheinen.
Da aber der sei. Dissen seinem ehemaligen Schüler Brückner, wel-
cher diese Geschichte zuletzt behandelt hat, gröfstentheils folgt,
so pflanzen sich auch dessen Irrthüraer desto leichter fort. Der
Kürze wegen verweisen wir auf unsere Recension des genannten
Buches, welche demnächst erschienen wird.
Endlich müssen wir gestehen, dafs die meisten Schwierigkeiten
ungelöst geblieben sind, zum Theil nicht einmal berührt. Z. B.
§. 18. Wann hat der Phocische Krieg angefangen? — § 20. Wie
kann Demosthenes sagen ετοίμ&ζ νπηκηνσητε τω φιλίηηω? —
§. 22. Welches ist die proprietas der Partikeln ώς αρα? — 23.
In der Einleitung· macht Dissen den Aufschub von 8 Jahren,
zwischen der angestellten Klage des Aeschines gegen Ktesiphon
und dem verhandelten Prozefs, sehr gut dadurch klar, dafs Aeschi-
nes vorerst zufrieden gewesen, wenn er durch die eingereichte
Klage nur die Krönung verhinderte, und später, zur günstigen
Zeit, den Prozefs wieder aufnahm und durchführte. Vergl. Heidelb.
Jahrb. 1835 Nro. 20, u. 1836 Nro. 44. Die übrige Einleitung ent-
hält die sehr gute Analyse beider Reden, sowohl die des Demosthenes,
als des Aeschines. Wir vermissen aber eine zusammenhängende
geschichtliche Einleitung, am natürlichsten den Zeitraum v. Olymp.
CX, i — CX1I, 3 umfassend, weil der frühere zu den früheren
Reden gehört und der spätere jedenfalls nach der Rede de Corona
fällt. Statt dessen hat der Commentar gelegentlich und zerstreut
Facta erwähnt, welche besser dort zusammengestanden hätten, um
in die Zeit und die Stimmung der Zuhörer zu versetzen.
Der Commentar nun besteht, wie wir schon angedeutet haben,
hauptsächlich in rhetorischer Zergliederung, und diese Partie ist
höchst gelungen. Damit hängt die Erklärung des Sinnes zusam-
men, was für den Schulgcbrauch die Hauptsache seyn mag, aber
der Gelehrte vermifst bei schwierigen Stellen das apologetische,
polemische oder wenn man will kritische Element. Als Beispiel
diene p. 12 sqq., in welcher kitzlichen Stelle der Ideengang, aus
welchem sie erklärt wird, vortrefflich nachgewiesen ist. Allein
nun wird nicht erwähöt, dafs sie Franke im Ganzen ebenso ge-
fafst hat, nur versteht dieser Bearbeiter des Aeschines das προς-
ελ§εϊν τω δημω §. 13 von der Atimie, Dissen mit andern von dem
Auftreten vor Gericht. Dadurch aber wird die ganze Erklärung
wieder ungewifs, weil sich die Stelle um diesen Satz dreht. De-
mosthenes braucht einen allgemeinen Ausdruck, um die speciell
gemeinte Sache zu vergröfsern, und μϊν — de — μεν — μέντοι
— άλ λ’ = μ έ ν — de — μεν — δέ — ά λ λ’, so dafs άλλά dem
ersten μεν entspricht, und dafs μέντοι das zweite μεν begränzt.
Eben so wenig werden Jacobs, Schaub, Scheibe, Hüpeden, Rau-
chenstein, Classical Journal, Victorius und andere, welche über
diese Stelle geschrieben haben, berücksichtigt. Und' diese Methode
ist überall beobachtet.
Da im Historischen nur Resultate anderer raitgetheilt werden
ohne eigene Forschung, so gewinnt der Commentar etwas gefälli-
ges, ist populär und wird gewifs den meisten appetitlich scheinen.
Da aber der sei. Dissen seinem ehemaligen Schüler Brückner, wel-
cher diese Geschichte zuletzt behandelt hat, gröfstentheils folgt,
so pflanzen sich auch dessen Irrthüraer desto leichter fort. Der
Kürze wegen verweisen wir auf unsere Recension des genannten
Buches, welche demnächst erschienen wird.
Endlich müssen wir gestehen, dafs die meisten Schwierigkeiten
ungelöst geblieben sind, zum Theil nicht einmal berührt. Z. B.
§. 18. Wann hat der Phocische Krieg angefangen? — § 20. Wie
kann Demosthenes sagen ετοίμ&ζ νπηκηνσητε τω φιλίηηω? —
§. 22. Welches ist die proprietas der Partikeln ώς αρα? — 23.