394
Medici η.
sehen und wissenschaftlichen Gewinn für die Medicin im weitesten
Sinne des Wortes bieten.
Möge dieser Vortrag nicht allein in Baden, sondern auch in
andern deutschen Ländern Berücksichtigung und Anklang finden
und in Zukunft wenigstens zur Gründung allgemeiner Hospitäler
mehr geschehen, als bisher geschehen ist. Ueberall gibt es so
manche werthlose, prunkende Luxuseinrichtungen, welche grofse
Summen der Staats- und Ortseinkünfte verschlingen. Würden diese
uur beschränkt, und die aus solchen Einschränkungen gewonnenen
Summen zur Erbauung und Unterhaltung von Hospitälern verwen-
det, so könnten wir den Gewinn als reichlich bezeichnen.
Nicht minder nothwendig, als Krankenanstalten, sind Leichen-
hallen, und darzutlrun, dafs prunklose, einfache und zweckraäfsig
eingerichtete Lcichenhäuser das einzige zuverlässige Mittel zur
Verhütung des Uebendigbegrabenwerdens abgeben, ist die Auf-
gabe, welche der Verf. sich für seine zweite Schrift gestellt und
mit Sachkenntnis und Wärme gelöst hat. Die Unentbehrlichkeit
der Leichenhallen ist in neuster Zeit häufig Gegenstand vor dem
gröfsern Publicum geführter Discussionen geworden, welches mit
der Idee der Leichenhäuser befreundet sich immer mehr geneigt
zeigt, die Band zur Einrichtung dieser nützlichen Institute zu bie-
ten. In Würtemberg sind in (len letzten Jahren in verschiedenen
Städten Leichenhallen erbaut worden, von welchen ich hier nur
Ulm und Biberach anführen will, in Stuttgart liegt der Plan zu
.einem Leichenhause in einem grofsartigen Style vor, welches gleich-
zeitig mit dem neuen Friedhofe in Wirksamkeit treten soll. Im
Grofsherzogthum Baden besteht erst eins in Carlsruhe, und auch
dieses scheint bisher fast unbenutzt geblieben zu sein. Wir müs-
sen es daher als durchaus zeitgemäfs ansehen, dafs der Verf. die-
sen Gegenstand auf einer Jahressitzung des badischen staatsärztli-
ehen Vereins zur Sprache brachte und seine Fachgenossen zunächst
für die Idee der Leichenhallen zu gewinnen suchte. Bevor er an
die Beleuchtung der Nothwendigkeit der Leichenhallen geht, ge-
denkt er der Begräbnifsgebräuche bei den verschiedenen Völkern
der Gegenwart und der Vergangenheit in und aufser Europa, wo-
bei wir die grofse Belesenheit des Verf. anzuerkennen haben.
Dann zeigt er, dafs der Scheintod nicht so gar selten vorkommt
Und erfahrungsgemäß von kürzerer oder längerer Dauer sein kann,
was er durch Aufzählung der verschiedenen Arten des Scheintodes
nachweist. Nach v. Froriep’s Notizen im Gebiete der Natur- und
Heilkunde von 1809 Nr. 522. sind in New-York, wo die Todten
acht Tage hindurch über der Erde bleiben, unter 1200 sechs
Scheintodte gewesen. S. wendet dies auf das Grofsherzogthum
Baden an, wo, wenn dieses Verhältnifs von New-York sich hier
(was der Himmel verhüte!) wiederholte, von den durchschnittlich
30,992 im Jahre Gestorbenen und Begrabenen 154 Scheintodte unter
die Erde kämen. Zwar hat man auch andere Vorkehrungsmaafs-
regeln zur Verhütung des Wiedererwachens im Grabe vorgeschla-
gen, welche aber, wie der Verf. zeigt, in keiner Beziehung genü-
Medici η.
sehen und wissenschaftlichen Gewinn für die Medicin im weitesten
Sinne des Wortes bieten.
Möge dieser Vortrag nicht allein in Baden, sondern auch in
andern deutschen Ländern Berücksichtigung und Anklang finden
und in Zukunft wenigstens zur Gründung allgemeiner Hospitäler
mehr geschehen, als bisher geschehen ist. Ueberall gibt es so
manche werthlose, prunkende Luxuseinrichtungen, welche grofse
Summen der Staats- und Ortseinkünfte verschlingen. Würden diese
uur beschränkt, und die aus solchen Einschränkungen gewonnenen
Summen zur Erbauung und Unterhaltung von Hospitälern verwen-
det, so könnten wir den Gewinn als reichlich bezeichnen.
Nicht minder nothwendig, als Krankenanstalten, sind Leichen-
hallen, und darzutlrun, dafs prunklose, einfache und zweckraäfsig
eingerichtete Lcichenhäuser das einzige zuverlässige Mittel zur
Verhütung des Uebendigbegrabenwerdens abgeben, ist die Auf-
gabe, welche der Verf. sich für seine zweite Schrift gestellt und
mit Sachkenntnis und Wärme gelöst hat. Die Unentbehrlichkeit
der Leichenhallen ist in neuster Zeit häufig Gegenstand vor dem
gröfsern Publicum geführter Discussionen geworden, welches mit
der Idee der Leichenhäuser befreundet sich immer mehr geneigt
zeigt, die Band zur Einrichtung dieser nützlichen Institute zu bie-
ten. In Würtemberg sind in (len letzten Jahren in verschiedenen
Städten Leichenhallen erbaut worden, von welchen ich hier nur
Ulm und Biberach anführen will, in Stuttgart liegt der Plan zu
.einem Leichenhause in einem grofsartigen Style vor, welches gleich-
zeitig mit dem neuen Friedhofe in Wirksamkeit treten soll. Im
Grofsherzogthum Baden besteht erst eins in Carlsruhe, und auch
dieses scheint bisher fast unbenutzt geblieben zu sein. Wir müs-
sen es daher als durchaus zeitgemäfs ansehen, dafs der Verf. die-
sen Gegenstand auf einer Jahressitzung des badischen staatsärztli-
ehen Vereins zur Sprache brachte und seine Fachgenossen zunächst
für die Idee der Leichenhallen zu gewinnen suchte. Bevor er an
die Beleuchtung der Nothwendigkeit der Leichenhallen geht, ge-
denkt er der Begräbnifsgebräuche bei den verschiedenen Völkern
der Gegenwart und der Vergangenheit in und aufser Europa, wo-
bei wir die grofse Belesenheit des Verf. anzuerkennen haben.
Dann zeigt er, dafs der Scheintod nicht so gar selten vorkommt
Und erfahrungsgemäß von kürzerer oder längerer Dauer sein kann,
was er durch Aufzählung der verschiedenen Arten des Scheintodes
nachweist. Nach v. Froriep’s Notizen im Gebiete der Natur- und
Heilkunde von 1809 Nr. 522. sind in New-York, wo die Todten
acht Tage hindurch über der Erde bleiben, unter 1200 sechs
Scheintodte gewesen. S. wendet dies auf das Grofsherzogthum
Baden an, wo, wenn dieses Verhältnifs von New-York sich hier
(was der Himmel verhüte!) wiederholte, von den durchschnittlich
30,992 im Jahre Gestorbenen und Begrabenen 154 Scheintodte unter
die Erde kämen. Zwar hat man auch andere Vorkehrungsmaafs-
regeln zur Verhütung des Wiedererwachens im Grabe vorgeschla-
gen, welche aber, wie der Verf. zeigt, in keiner Beziehung genü-