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Henke: Caiixtus Briefwechsel und

in Nr. 2. durch die Labyrinthe einer UniversUätsgeschiehte des
sechzehnten Jahrhunderts an einem sichern Faden bis in den An-
fang' des siebenzehnten und bis auf den Zeitpunkt, wo hernach
Nr. 1. den Faden fortführt, d. h. wo bei den gu elfischen Fürsten
Calixt den Haupteinfluss erhalt, wo er die Theologie seines Her-
zogs und die der neuen Universität lavirend steuert. Alles dreht
sich in jener Zeit noch um Theologie; alle Fürsten, mit denen
wir hier bekannt werden, sind gründliche Theologen, ihre Rath-
geber und Correspondenten theologische Professoren und Consi-
storiales Das Letztere könnte leicht wiedorkehren, denn schon
haben sich die Hofdamen, Hofleute, Vortragenden Käthe etc. in
gewissen Hegenden wieder, wenn auch nicht zu Gott, doch zu
den Pfaffen gewendet, und an Hofgeistlichen wird es bald nicht
fehlen, An verfolgenden, für Gott und sich selbst eifernden Theo-
logen haben wir, Gott sey gedankt! schon keinen Mangel mehr,
nur der gründliche Unterricht, die gelehrte Erziehung und die auf
strenges Studium der Alten und der Bibel beruhende Urteilsfä-
higkeit der Fürsten wird, nach dem Anschein zu urtheilen, schwer-
lich wiederkehren.
Wir werden hier in die Zeiten des Streits über Concordien -
und Glaubeneformen, welche unsere Theologen und die alten und
jungen Kopfhänger beiderlei Geschlechts, so gern zurückffihrert
möchten, in die Zeiten des Streits über achtes Lutherthum, über
sogenannten Cryptocalvinismus und Cryptooatholicismus zurück
versetzt und unsere Zänker können hier lernen, was bei der offi-
ziellen Religion herauskömmt Kirchen- und Lehrordnungen be-
standea ja damals so steif und strenge, wie sie jetzt doch allem
Anschein nach erst in der zweiten oder dritten Generation nach
uns wieder möglich seyn wird. Wittenberg, Tübingen, Helmstädt,
Jena hatten ihre eigene Art lutherischer Theologie, jede dieser
Universitäten hatte ihren theologischen Rohespierre. Unter der
Regierung des Stifters der Universität Helmstädt herrschte das
strenge Lutherthum in Helmstädt durch Hesshusen, unter Julius
Nachfolger, dem Herzoge Heinrich Julius, ward durch den Herrn
von Chessel, dessen Adel Heinrich Julius renoviren Hess, die
Theologie weniger crass und handwerksmässig betrieben Man
war der Concordienformel und der Ubiquiiätslehre nicht gerade
sehr geneigt, dafür beschäftigte man sich aber angelegentlich mit
der Vcrlheidigung des Aristoteles gegen die sogenannten Rami-
sten. Weil nämlich, wo die Menge bewegt werden soll, immer
nur ein Unsinn durch einen andern, oder, wenn man lieber will,
 
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