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Geschichte des dreissigjährigen Kriegs von Richter u. Menzel. 56!»

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>'«r di^ spalt erregt, eine so lange fortwirkende Erbitterung der Volksge-
nossen wider einander erzeugt worden ist, wenn es nicht einen
Diiiljj ** höheren (speculativen) Moment der geschichtlichen Betrachtung
s li!te, gäbe, aUS welchem ,ler Protestantismus vor dem Geiste sich recht-
gejc, ^ fertigt, der in allen Formen der Weltentwicklung die Offenbarung
des über ihr waltenden Gottes erkennt“. — So wird auch Tilly


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1 gerechtfertigt; die theatralische Phrase, die ihm Schiller in den

Mund legt: „Brennet und mordet noch eine Stunde, dann will ich

H mich besinnen“, war wohl dem kritischen Geschichtschreiber von

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y ^ jeher verdächtig und in soweit hat Herr M. Recht, wenn er glaubt,
^ dem bairischen Feldherrn sey zu viel geschehen. Offenbar zu weit
aber geht er, wenn er (nach Khevenhüller) dem „mönchischen“


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’l Μί|* unterlegt und ihn empfindsame Thränen vergiessen lässt auf den
1 ^f|® Trümmern des unglücklichen Magdeburg (II. S. #05.), nachdem


Λι er doch, wie der Verf. unmittelbar zuvor berichtet, erst am dritten
eilWeai. Tage für gut befand, Quartier ausrufen zu lassen. Der Einwand,
^taflserj Tilly habe nicht so viel Gewalt über seine Truppen gehabt, ist da
wahrhaftig nicht genügend! —


lor(»M Sonst hat Herr M. gerade hei Schilderung der wichtigsten
merWirtin Persönlichkeiten gezeigt, dass es ihm ernstlich zu thun sey um
^seiner! ihre unbefangene Würdigung. So hat er von Friedrich V., den
Äle(l!j Pfister als einen unmännlichen Weichling hinzustellen beliebt, das

msieoGegentheil bewiesen und den unglücklichen Fürsten, wie billig,
tollt {wen gerechtfertigt, dem es nicht an Gemüth und gutem Willen fehlte,
Gliedern aber an Erfahrung und der eisernen Festigkeit, welche die Zeit
htderSi erforderte. Freilich wäre zu wünschen gewesen, Herr M. hätte
war,W mit Friedrich’® Eitelkeit nicht die ganze protestantische Sache
las Re# verwechselt, und statt immer von Umtrieben der „Opposition“ zu
en davoni\ sprechen, den stark bedrohten Rechten der Gewissenfreiheit ihr
illenwiel Recht angedeihen lassen. Dass es auch Friedrich hauptsächlich
jenjgefl,# bange war vor Ferdinand’s Jesuitismus, dass er nicht um seinet-
ziiwördifii willen Deutschlands Ruhe auf Spiel gesetzt wissen wollte, geht
itiger 11Ü1 ja klar hervor aus seinem Benehmen bei der Kaiserwahl und den
iS ProWi vorhergegangenen geheimen Berathungen (Moser, Patriot. Archiv
en öDzäif VII. S. 81 ff.), die Herr M. wohl gekannt hat. Dass etwas Wich-
ledernft tigeres auf dem Spiele stand, als die Frage, ob Ferdinand oder
cjjrjs(jjcli] Friedrich König von Böhmen seyn solle, dass alle edleren Fürsten
auerD lläii* die Sache auch grossartiger auffassten, als das treulose, heuchle-
eB und ülf! rische Sachsen oder die beschränkte Pfalz — davon zeugt das
. 0# Benehmen eines Mannes, wie Landgraf Moriz von Hessen war.
 
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