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fcn begrüsst. Die beete Antwort auf diese Angriffe ist die zweite Aus-
gabe, welche der ersten schon nach 6 Jahren folgt. Wie eine bebuschte,
einsame Wicsenstelle von plumpen Tritten oder Beschmutzungen muth-
williger Jungen sich schnell erholt, das Gras sich wieder aufrichtet; Blu-
men und Kräuter die entstellten Fleckchen bald wieder überkleiden und
der anmuthige Platz von Freunden der Natur nach wie vor beliebt und
aufgesucht wird, so hat den Freunden sinnvoller, fein beobachtender und
ireu darstellender Naturpoesie auch diese Missgunst und Coterientadel nicht
zu entleiden vermocht.
Ueberhaupt, ein Eecensent bemerkt dies hier mit Lust, vermag Scha-
denfreude der Recensenten, welche Gutes durch Schweigen oder Leugnen
unterdrücken wollen, gar nichts. Das Treffliche bricht sich früher oder
später, oft plötzlich die Bahn. Ludwig Uhland’s Lieder wurden anfangs
mit tiefem Schweigen von allen Literaturblättern empfangen, und waren
zur dritten Auflage binnen zehn Jahren gediehen, ohne dass mehr als
zwei bis drei Stimmen sich „unwillig anerkennend“ darüber geäussert
hätten; dann wuchs der Neid und der Parteitadel mit dem Rufe des Dich-
ters, und unter Achselzucken und Verkleinerungen erhob sich sein Ruhm
zu der Höhe, die für die Scheelsucht nicht mehr erreichbar ist; die
Scheltworte verhallen, während an der vierzehnten rechtmässigen Auflage,
zwischen rechts und links emporwuchernden Nachdrücken, gedruckt wird.
Die erste Auflage von Karl Wagner’s Gedichten enthielt etwas über
400 meist sehr kleinen, oft von der tiefsten Empfindung doch nur in epi-
grammatischer Form ausgeprägten Liedchen, die in verschiedene Rubri-
ken: Gesang und Freundschaft, Natur und Einsamkeit, Bildchen, Blät-
ter der Liebe, Klagen, Wanderlieder, Freiheit und Ferne, vermischte
Lieder, Reiseblätter, aus dem Gebirge, ländliche Lieder, Frühlingslieder,
Sommer, aus der schönen Jahreszeit. Waldleben, Herbst und Winter ein-
getheilt waren; eine Eintheilung, die den Ordner manchmal in Verlegen-
heit bringen mochte, dem Leser aber zur Orientirung doch willkommen
war. Die neue Auflage hat auf diese Abtheilungen verzichtet, und stellt
nur gelegentlich verwandte Lieder in Ueberschriften, wie: „Im Freien;
Blätter der Liebe; Klagen; Freiheit und Ferne; Waldlust; die Natnrund
der Dichter, Wanderlieder; Naturleben ♦ Natur und Menschenfleiss;
Winterbilder; Vorfrühling; Bildchen; aus dem Leben; aus dem Gebirge;
Alterthümliches; Frühlingsstimmen; im Sommer; im Herbste; für das
Leben; Schwäbische Reiseblätter; im November“ zusammen, und unter
ungeordnete Einzellieder hinein; auch in der Anordnung sollte nichts an
Gartenanlagen mahnen; alles wurde als Wald und freie Natur behandelt.
Die neue Ausgabe bringt, wenn wir recht gezählt haben, über 900 Lieder
und Liedchen.
Mögen sich Zu- und Abneigung daraus wählen, was ihnen beliebt
oder nicht beliebt. Wir, innige Freunde seiner Muse, heben zur Probe
nur Einiges auezeichnend hervor, was für seine zarte Behandlungsweiee
von Empfindungen, die auf den Grund der einfachsten Anschauungen ge-
baut sind, charakteristisch ist. In den „schwäbischen Reiseblättern“ sagten
Berg und Thal kommt nicht zusammen,
Freunde sind nicht zu verdammen,
 
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