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Es kann lang anetehen, bis wieder ein Sänger auftritt, der die Natur
so in ihren tiefsten wie in ihren zufälligsten Einzelheiten zu belauschen
und zu beleben versteht; deswegen werden diese Lieder zuverlässig im
Werthe steigen. Fratzenhafte Verzerrung der Natur im Liede, verkehrte
Anschauung und erlogene Gefühle darüber, wenn sie noch so lange Mode
waren^ kommen endlich aus der Mode. Wahr Geschautes und Empfun-
denes, ins unmittelbare Wort gedollmetscht wird bleiben.
Deswegen versprechen wir auch den besten Liedern aus den Gesän-
gen der Liebe von Adolph Peters (Nr. 2,) eine Dauer, denn sie
schildern in leichter und sicherer Form offenbar innerlich Gesehenes,
Erlebtes und Errungenes. Lieder wie „Aufgeschüttete Rosen46 (S. l.J,
„An Hulda66 (S. 7.), „Dein!66. (S. 40.), „Höchster Wunsch66 (S. 15.),
„Doppelgleichniss66 (S. 17.), „Brunnenbild*6 (S. 33), „Die Entfernte6*
(S. 34.), „Das ferne Haus66 S. 43.), „Leid um Liebe66 (S. 51.), „Wieder-
gehn66 (S. 56 ff.), die durch das erste Heft zerstreut siud, wird die Jugeud
gerne lesen, so lang es deutsche Liebe gibt.
Im zweiten Hefte, in dem die Geliebte bald als verlobte Braut er-
scheint, um deren Besitz jedoch der Dichter noch immer in Angst ringen
muss, tragen besondere die Gedichte „Die Geliebte^ (S. 60.), „Schlei-
chende Leidenschaft66 (S. 82 ), „Beim Wiedersehn66 (S. 90.), „An Hulda66
(S. 91.), „Sturmwanderung mit der Geliebten66 (S. 95.) den Stempel äuss-
rer und innrer Erlebnisse, die in Poesie verklärt sind, an sich. Andre
aber (wie auch durchs ganze Buch manche) breiten sich in einer Wort-
fülle aus, die dem Wesen der Empfindung Abbruch thut. Wer indessen
das Ganze als die Biographie eines Liebenden ansieht, für den haben
auch die minder poetischen Ausbrüche der Leidenschaft, der Klage, der
wiederkehrenden Hoffnung Interesse. Wer wird unter diesem Gesichts-
punkte z. B. nicht mit Theilnahme vom Dichter in dem Liede „Winter-
abend66 (S. 138.), wo er die Wiegenlieder einer Amme, die er singen hört,
auf sein eigenes Liebesgeschick deutet, sich erzählen lassen, wie lang er
um die Geliebte mit dem Drachen feindlichen Geschickes gerungen
(Seite 139.);
Dreizehn Häupter, dreizehn Jahre
Fielen endlich meinen Hieben,
Und schon sprang dein erster Brautring
Mir vom Finger, durchgerieben.
Dazwischen erscheinen dann auch ewige Gedanken, die sich über all®
Subjectivität erheben, wie z. B. folgender (S. 109 ):
Droht Vergänglichkeit auch
Im Busen voll Klarheit
Himmlischer Liebe? ·—
Allee verzehr’ ich,
Murmelt die Zeit.
Alles verklär’ ich,
Tönt der unendlich
Göttliche Geist,
Da® dritte Heft enthält Sonette und Elegieen, forrogerecht, und k ünst~
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