240 So'bernlieim: Handbuch d. pvafct. Arzneimittellehre etc.
eines Wörterbuchs abgefasst seyn könnte. Das Ganze verlöre
dadurch gar nichts.
Der specielle Theil*) ist der ungleich gelungenere und
wenigstens als Handbuch viel brauchbarere. Das Formelle ist
ganz von Schwartze’s „pharmacologischen Tabellen“ (2. Auflage.
Leipzig 1833. Fol.) geborgt, ohne dass dbr Verf. irgend davon
Erwähnung thut. (Er tadelt nur in der Vorrede zur ersten Auf-
lage an „der sonst so trefflichen Bearbeitung“ die Unbequemlich-
keit, dass die Rubrikeil von einer Seite auf die andere hinüber
geführt werden). Und doch folgen sich in dem Sobernheim’schen
Buche sogar die einzelnen Rubriken in derselben Anordnung wie
bei Schwartze —: Ueberschrift, Namen und Syhonyme, Physio-
grapliie, Chemie, Eigenschaften, Wirkungsweise, Gabe, Form und
Verbindung der Arnneimittel.
Der Styl ist auch hier für ein Lehrbuch oft zu rhetorisch,
und wegen der fast endlosen Perioden höchst ermüdend. Statt
aller weitern Proben diese eine (S. 309 vom Quecksilber): „Wie
durchdringend diese Wirkung seyn müsse, ergibt sich aus glaub-
würdigen Beobachtungnn, denen zufolge Quecksilberkügelchen
selbst in der Diploe der Schädelknochen angetroffen wurden: wie
tief eingreifend aber in die organische Textur, im eigentlichen
Sinne lösend das Band, welches die einzelnen Atome der thieri—
sehen Materie fest aneinander kettet, seine cohäsionsaufhebende,
plastizitätsvernichtende Kraft, aus der bei längerer Einwirkung des-
selben, zumal in gemissbrauchten Gaben, gebildeten eigenthümli-
chen (Merkurial-) Kachexie, welche sich in dem gedunsenen, auf-
geschwemmten Habitus, in der erschlafften, abgespannten, gleich-
sam dahinwelkenden Faser (als allgemeine Muskulär- und Ge-
fässatonie sich karakterisirend), in dem selbst bis zur Brüchigkeit
gesteigerten Lockerwerden, und in der Schwäche der knöchernen
Theile, in der überwiegend serösen Beschaffenheit und den dadurch
begünstigten peripherischen Blutungen (zumal aus dem gelocker-
ten und exulcerirten Zahnfleisch), endlich in dem gänzlichen Dar-
niederliegen der Hauptfaktoren aller plastischen Bildungen und des
gesammten Reproduktionsprozesses, der Digestion und Assimila-
tion, in anschaulicher Weise abspiegelt“.
*) Ich citire hier stets die III. Anfl . weil diese nebst den beiden ersten
am meisten verbreitet ist. Wo es nöthig war, ist die IV. Aufl. ver-
glichen.
(Der Schluss folgt.)
eines Wörterbuchs abgefasst seyn könnte. Das Ganze verlöre
dadurch gar nichts.
Der specielle Theil*) ist der ungleich gelungenere und
wenigstens als Handbuch viel brauchbarere. Das Formelle ist
ganz von Schwartze’s „pharmacologischen Tabellen“ (2. Auflage.
Leipzig 1833. Fol.) geborgt, ohne dass dbr Verf. irgend davon
Erwähnung thut. (Er tadelt nur in der Vorrede zur ersten Auf-
lage an „der sonst so trefflichen Bearbeitung“ die Unbequemlich-
keit, dass die Rubrikeil von einer Seite auf die andere hinüber
geführt werden). Und doch folgen sich in dem Sobernheim’schen
Buche sogar die einzelnen Rubriken in derselben Anordnung wie
bei Schwartze —: Ueberschrift, Namen und Syhonyme, Physio-
grapliie, Chemie, Eigenschaften, Wirkungsweise, Gabe, Form und
Verbindung der Arnneimittel.
Der Styl ist auch hier für ein Lehrbuch oft zu rhetorisch,
und wegen der fast endlosen Perioden höchst ermüdend. Statt
aller weitern Proben diese eine (S. 309 vom Quecksilber): „Wie
durchdringend diese Wirkung seyn müsse, ergibt sich aus glaub-
würdigen Beobachtungnn, denen zufolge Quecksilberkügelchen
selbst in der Diploe der Schädelknochen angetroffen wurden: wie
tief eingreifend aber in die organische Textur, im eigentlichen
Sinne lösend das Band, welches die einzelnen Atome der thieri—
sehen Materie fest aneinander kettet, seine cohäsionsaufhebende,
plastizitätsvernichtende Kraft, aus der bei längerer Einwirkung des-
selben, zumal in gemissbrauchten Gaben, gebildeten eigenthümli-
chen (Merkurial-) Kachexie, welche sich in dem gedunsenen, auf-
geschwemmten Habitus, in der erschlafften, abgespannten, gleich-
sam dahinwelkenden Faser (als allgemeine Muskulär- und Ge-
fässatonie sich karakterisirend), in dem selbst bis zur Brüchigkeit
gesteigerten Lockerwerden, und in der Schwäche der knöchernen
Theile, in der überwiegend serösen Beschaffenheit und den dadurch
begünstigten peripherischen Blutungen (zumal aus dem gelocker-
ten und exulcerirten Zahnfleisch), endlich in dem gänzlichen Dar-
niederliegen der Hauptfaktoren aller plastischen Bildungen und des
gesammten Reproduktionsprozesses, der Digestion und Assimila-
tion, in anschaulicher Weise abspiegelt“.
*) Ich citire hier stets die III. Anfl . weil diese nebst den beiden ersten
am meisten verbreitet ist. Wo es nöthig war, ist die IV. Aufl. ver-
glichen.
(Der Schluss folgt.)