Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ν° 21. HEIDELBERGER 1843.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Zwölf Briefe über das Erdenleben. Von Dr. Carl Gustav Car ns,
Königl. Sachs. Hof- und Medicinalrath und Leibarzt, Ritter des Ci-
vilverdienstordens. Stuttgart, 1841. VII. und 296 S. 8.
Um dieses in das Gebiet der Naturphilosophie gehörige Werk
richtig zu würdigen, bedarf es einiger vorläufiger Betrachtungen.
Es ist wohl eine ausgemachte Wahrheit, dass jeder Blick des
nachdenkenden Menschen in die Natur, durch die sich überall ihm
darbietenden, eben so grossartigen als wundersamen Erscheinun-
gen seine Aufmerksamkeit im höchsten Grade erregen muss. Der
Eindruck, welchen die Betrachtung des Grossen nnd Kleinen dann
auf ihn macht, und die Richtung, wrelche sein Geist und Gemüth
hiernach annimmt, hängen von seiner individuellen Stimmung ab,
denn, um nur ein Beispiel des grellen Gegensatzes zu geben,
Eduard Young in seinen Nachtgedanken sah überall Unter-
gang, Tod und Zerstörung, unser Vcrf. dagegen erblickt überall
Schöpfung, Leben und Werden, ja die Zerstörung selbst ist ihm
nur ein Uebergang zum neuen, auch wohl besseren Seyn. Dass
beide eine nicht endende Menge von Thatsachen zur Begründung
ihrer entgegengesetzten Ansichten aufzufinden vermögen, ist aus
der Unendlichkeit der Natur selbst und der unbegrenzten Menge
der durch sie gebotenen Erscheinungen leicht erklärlich. Welche
von beiden Ansichten übrigens die richtige sey, und dass die ent-
gegengesetzte nur als eine corrupte Ausnahme gelten müsse, ist
unschwer zu entscheiden, und man wird gern dem Verf. beipflich-\
ten, wenn er (S. 3) sagt: ,,es sey das Studium der Natur, im
„freien und reinen, ächt menschlichen Sinne getrieben, eins der
„schönsten und wirksamsten Förderungsmittel nicht nur zur immer
„vollkommenem Entwickelung aller unserer geistigen Kräfte, son-
dern überhaupt zur Erreichung einer freudigen Genüge am Da-
„seyn und Wirken“. Wenn aber das Studium der Natur, obgleich
in den neueren Zeiten mehr als im Alterthum vorherrschend,
dennoch von vielen vernachlässigt oder nicht gehörig betrieben
wird, indem „eine Menge sonst wohl ausgebildeter Menschen in
XXXV. Jahr*. 3. Doppelheft 21
 
Annotationen