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338 Muncke. Erste Elemente der Naturlehre.
gewürdigt wird, die ihr Augenmerk zunächst auf die praktische
Anwendung richten, dabei aber wohl einsehen, dass Kenntnisse
jeder Art nicht ohne Anstrengung zu erwerben sind.
Zu gleicher Zeit, und dieses ist der zweite, hier näher zu
erörternde Punct, erhob sich grossentheils aus gleichen Ursachen
der Streit über die Grenzen des Unterrichts in Sprachen und rea-
len Wissenschaften, namentlich auf Schulen. Da meine früheren
Aeusserungen über diesen Gegenstand vom Publicum beachtet
wurden, und ich demselben hier ein Compendium für Schulen
und Gymnasien übergebe, so ist es gewiss in der Ordnung,
hei dieser Anzeige auch hierüber Rechenschaft abzulegen. Gehen
wir bei der Beantwortung der vorliegenden Frage von genügend
begründeten Principien aus, so ist wohl der Erfahrung gemäss
unbestreitbar, dass im frühen jugendlichen Alter das GedäChtniss
überwiegend stark, und jenes zum Erlernen der Sprachen am ge-
eignetsten ist; diese und geschichtliche ^Thatsachen gehören daher
vorzugsweise für den. Unterricht in den unteren Classen, und dür-
fen als Grundlage eigentlicher Gelehrsamkeit, dem reellen Vor-
züge klassischer Bildung, auch in den höheren nicht vernachläs-
sigt werden. Wenn indess der Sprachunterricht durch Einzeln-
heiten, namentlich grammatische und etymologische, oder das, was
Manche Philosophie der Sprache nennen , nicht unnötbig ausge-
dehnt, der geschichtliche aber durch zweckmässige Hervorhebung
der wichtigsten Thatsachen concinn eingerichtet wird, insbesondere
ober, und was am wichtigsten ist, wenn der Lehrer den eigenen
Fleiss anzuregen und zu leiten vermag, dann bleiben noch alle-
zeit genügende Lehrstunden für den nöthigen Real unterricht übrig.
Da ich im Unterrichtsfache von unten auf gedient, und sowohl
Sprachen als auch Naturwissenschaften gleichzeitig gelehrt habe,
so kann ich aus Erfahrung reden, und darf mir wohl ein Urtheil
erlauben. Sicher wäre der Uebergang von der Schule zur Uni-
versität, auf welcher eigenes Urtheil bei allen Vorträgen mit Recht
gefordert wird, ohne einige vorausgehende Uebung in abstracterer
Reflexion nicht zweckmässig. Hierzu genügt aber das Sprachstu-r
drum allein nicht wohl, da es unmöglich von der Mehrzahl streng
• philosophisch getrieben werden kann. Um diese Lücke auszufül-
len, wählte man früher, und auch noch jetzt, speculative Philoso-
phie, allei n der Uebergang zur blossen Abstraction, zum'rein Gei-
stigen möchte ich sagen, dürfte doch wohl zu rasch seyn, und
weit besser eignet sich hierzu die ungleich anschaulichere Philo-
 
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