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674 Kohl: Reisen in Dänemark, Schleswig und Holstein.
englischen Landschaften waren vorzugsweise das alte dänische Colonien-
land. Das alte englische Northumberland fing beim Humber an, der
jetzigen Südgrenze von Yorkshire.
Jeden Augenblick liest man von „eignen“ Dingen, ganz eignen
Dingen, so auch von „eignen dänischen Dialecten“, doch nirgends wird
gesagt, wie denn diese Eigenheiten, diese ganz eignen Dinge sind,
oder worin dieselben bestehen.
Einmal wird sogar gerügt, dass die Deutschen den dänischen Insel-
namen Lolland Laaland schreiben, worauf ich l ügend erwiedern muss,
dass die dänische Schreibart Lolland nur eine Wortverstümmelung, und
Laaland viel richtiger ist. In früheren Zeiten ward nie Lolland geschrie-
ben, sondern Laaland, das ist Lavland (niedriges Land, das englische
LowlandJ, und auf Lateinisch schrieb man den Namen Lalandia.
Seite 306 im ersten Bande ist es nicht zu verkennen, dass sich
Herr Kohl orthodox anstellt, und diess ist wahrscheinlich gewissermassen
eine Nothwendigkeit für ihn, um keine gläubigen Leser zu verlieren,
denn unsre Zeit wird nun bei aller ihrer Erbärmlichkeit so orthodox
gemacht, dass man bald nicht mehr weiss, was rechts und links ist.
Dass sich „ die Shetländer unter Seeland in Dänemark eine Art
Paradies denken“, ist aus der Luft gegriffen, sie kennen dieses Seeland
nicht einmal dem Namen nach. Uebrigens ist es erstaunenswürdig, dass
ein Mensch, der von Shetland nichts weiss und nie da gewesen ist,
solche Behauptungen wagt. Eine solche Verherrlichung wird einer dä-
nischen Seele nicht missfallen. Und alle dänischen Schönen und Patrioten
werden dem lobpreisenden Deutschen von Herzen gewogen seyn.
Die jetzigen Dänen werden zu den „ wanderlustigen Nationen
Europa’s“ gezählt. Zu den wanderlustigen! Nein, sondern: Bleibe im
Lande und nähre dich redlich, d. h. Verfaule ruhig auf einem Fleck, das
ist der feste Grundsatz und die liebste Lebensregel unsrer nördlichen
Völker gewesen von ihrer Heldenzeit an bis auf unsre theurungsunruhigen
Tage. Ob sie sich redlich nähren, darüber haben sie bisher noch nicht
nacbgedacht. ι
Bei Gelegenheit der oberflächlichen Betrachtungen über eine gewisse
Mamsell „Hertha“, deren Name und Dasein in alter Zeit eben so wenig
existirt haben, als es mit dem Herrn „Teut“ der Fall gewesen, wird die
Stelle aus der Germania, wo von der Göttin auf dem See-Eiland die
Rede ist, angeführt und „99 der Göttin zum Opfer dargebrachte Ge-
fangene“ dem Schluss dieser Stelle angedichtet. Die 99 Gefangenen in
dem erdichteten und erträumten Hertha - Hain auf Seeland sollen vermuth-
 
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