Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 51. HEIDELBERGER 1847.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Thomas Arnold. Aus seinen Briefen und aus Nachrichten seiner
Freunde geschildert. Frei nach dem Englischen des A. P. Stan-
ley, von Karl Heintz, Hülfsprediger an der Domkirche zu
Berlin. Potsdam, bei Riegel, 1847. 8.
Ein sehr merkwürdiges, gehaltreiches Buch. Der Inhalt des eng-
lischen Originals in zwei Bänden, wovon bereits die sechste Ausgabe
erschienen ist, wurde von dem deutschen Uebersetzer in einen einzigen
zusammengedrängt, indem er Alles wegliess, was nur für die vertrauten
Freunde Arnold’s oder auch nur für Engländer von einiger Bedeutung
seyn kann, für die Andern aber nichts zur Verdeutlichung seines Cha-
rakterbildes beiträgt. Thomas Arnold, durch seine Leistungen aus-
gezeichnet als Philolog und Geschichtschreiber, und mehr noch als Schul-
mann und Pädagog, erregt aber noch höhere und allgemeinere Theilnahme
dadurch, dass er seinen ernsten und gründlichen Bestrebungen für
Erziehung, Unterricht und Wissenschaft beständig die Richtung auf den
Zweck eines menschenwürdigen Lebens gab, und diesen durch tiefe Be-
gründung einer wahrhaft christlichen Gesinnung die höchste Weihe zu
geben bedacht war. Dies sind die Hauptzüge in dem Bilde des vortreff-
lichen Mannes, welches uns hier meist aus seinen Briefen und Bruchstücken
seiner Schriften vors Auge geführt wird. Er ward im J. 1795 auf der
Insel Wight geboren, und starb im J. 1841 im Alter von etwas weniger
als 47 Jahren. Sein Vater war Zolleinnehmer. Er aber bekam früh-
zeitig eine gelehrte Bildung, zuerst in Winchester, dann, 16 Jahre alt,
an der Hochschule zu Oxford. Hier machte er sich nicht nur durch an-
haltenden Fleiss, sondern auch durch Scharfsinn und Entschiedenheit be-
merkbar. Die Schriften von Thomas Coleridge, der mit deutscher Literatur
sehr vertraut war, erhielten grossen Einfluss auf seine geistige Bildung.
Seine Lieblingsschriftsteller waren und blieben jedoch Aristoteles und
Thucydides, von dessen Geschichtswerken er später eine sehr geschätzte,
mit Anmerkungen und Abhandlungen bereicherte Ausgabe besorgt hat.
Nachdem er 1818 zum Diakon war ordinirt worden, brachte er 9 Jahre
zu Laieham, wo er sich mit einer Predigerstochter verbeirathete, mit
Privatstunden und dem Unterricht von sieben oder acht Kostgängern zu,
XL. Jahrg. 6. Doppelheft.
 
Annotationen