Nr. 57. HEIDELBERGER 1847.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Kircliner: Novae fhiaesiiones Horatianae.
(Schluss.)
Diese Mühe hat der Verfasser nicht gescheut, und deshalb sogar
die alten Scholien zu Horatius wie zu andern Dichtern sammt den ver-
schiedenen Schriften der alten Grammatiker Roms, wie wir sie in eigenen
Sammlungen vereinigt, noch besitzen, in den Kreis seiner Thätigkeit ge-
zogen, um aus den von ihnen citirten Stellen des Horatius und den Ab-
weichungen, die hier mit dem handschriftlich überlieferten Texte vorkommen,
Aufschluss für die ursprüngliche Gestaltung des Textes selber zu gewinnen;
insbesondere aber hat er zu dem oben bemerkten Zweck sein Augenmerk
auf die Handschriften des Horatius selbst gerichtet und giebt uns nun
von fünfzig Handschriften, die er grossentheils selbst in Händen hatte,
oder worüber ihm von Freunden, welche dieselben eingesehen, die ge-
nauesten, mit Collationen verbundenen Berichte zugekommen waren, eine
so detaillirte, nach allen Seiten hin erschöpfende, und in Allem, was
das Alter, die Schrift, die Interpunktion u. dgl, betrifft, so genaue und
vollständige Beschreibung dieser Handschriften, dass nun ein Grund, oder
doch wenigstens der Anfang eines solchen gelegt ist, der, wenn
wir auch über die andern, namentlich in' Frankreich noch vorhandenen
Codices des Horatius ähnliche Berichte erhalten, am Ende doch zu einem
sicheren Endergebniss führen und uns wenigstens in der Kritik des
Horatius zur Verständigung über gewisse Punkte bringen kann, über
welche hinauszugehen nicht mehr möglich wird. Was für ein solches Er-
gebniss aus den hier beschriebenen fünfzig Codices, in Absicht auf
ihre Verzweigungen unter einander und ihre Zurückführung auf gewisse
Familien, gewonnen worden, wollen wir weiter unten mit den eigenen
Worten des Verfassers anführen: wenn dieses Ergebniss in den Augen
Mancher vielleicht nicht so bestimmt und umfassend ausgefallen ist, als
man hoffen oder erwarten mochte, so mag diess wohl als ein Beweis
der strengen und umsichtigen Forschung des Verfassers gelten, der nicht
in willkührlichen Combinationen sich gefallen, der lieber mit einem nega-
tiven, aber sichern Resultat sich begnügen wollte, als positive, aber
XL. Jahrg. 6. Doppelheft.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Kircliner: Novae fhiaesiiones Horatianae.
(Schluss.)
Diese Mühe hat der Verfasser nicht gescheut, und deshalb sogar
die alten Scholien zu Horatius wie zu andern Dichtern sammt den ver-
schiedenen Schriften der alten Grammatiker Roms, wie wir sie in eigenen
Sammlungen vereinigt, noch besitzen, in den Kreis seiner Thätigkeit ge-
zogen, um aus den von ihnen citirten Stellen des Horatius und den Ab-
weichungen, die hier mit dem handschriftlich überlieferten Texte vorkommen,
Aufschluss für die ursprüngliche Gestaltung des Textes selber zu gewinnen;
insbesondere aber hat er zu dem oben bemerkten Zweck sein Augenmerk
auf die Handschriften des Horatius selbst gerichtet und giebt uns nun
von fünfzig Handschriften, die er grossentheils selbst in Händen hatte,
oder worüber ihm von Freunden, welche dieselben eingesehen, die ge-
nauesten, mit Collationen verbundenen Berichte zugekommen waren, eine
so detaillirte, nach allen Seiten hin erschöpfende, und in Allem, was
das Alter, die Schrift, die Interpunktion u. dgl, betrifft, so genaue und
vollständige Beschreibung dieser Handschriften, dass nun ein Grund, oder
doch wenigstens der Anfang eines solchen gelegt ist, der, wenn
wir auch über die andern, namentlich in' Frankreich noch vorhandenen
Codices des Horatius ähnliche Berichte erhalten, am Ende doch zu einem
sicheren Endergebniss führen und uns wenigstens in der Kritik des
Horatius zur Verständigung über gewisse Punkte bringen kann, über
welche hinauszugehen nicht mehr möglich wird. Was für ein solches Er-
gebniss aus den hier beschriebenen fünfzig Codices, in Absicht auf
ihre Verzweigungen unter einander und ihre Zurückführung auf gewisse
Familien, gewonnen worden, wollen wir weiter unten mit den eigenen
Worten des Verfassers anführen: wenn dieses Ergebniss in den Augen
Mancher vielleicht nicht so bestimmt und umfassend ausgefallen ist, als
man hoffen oder erwarten mochte, so mag diess wohl als ein Beweis
der strengen und umsichtigen Forschung des Verfassers gelten, der nicht
in willkührlichen Combinationen sich gefallen, der lieber mit einem nega-
tiven, aber sichern Resultat sich begnügen wollte, als positive, aber
XL. Jahrg. 6. Doppelheft.