Nr. 58. HEIDELBERGER 1847.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
•luvenal’s Satiren von Häckermann.
(Schluss.)
Auf diesen also möglichst zurückzukehren und auf diese Grund-
lage, als eine sichere, dann auch die Erklärung zurückzuführen, würde
demnach die nächste Aufgabe der Kritik und der darauf begründeten
Exegese seyn. Ob diess auch des Verfassers Ansicht ist und die zu
erwartenden Beiträge diesem Ziele zusteuern werden, oder einen andern
Weg einschlagen, wie diess jene Aeusserungen fast vermuthen lassen,
können wir jetzt noch nicht entscheiden.
Bei der deutschen Uebersetzung folgte der Verf. den Grundregeln
der Quantität, wie sie Kirchner in seiner, hier mit Reoht als trefflich
erkannten Uebersetzung der Horazischen Satiren, so wie später Freese
in seiner deutschen Prosodie aufgestellt haben; es war ihm, bemerkt er,
auch insbesondere darum zu thun, in deiner Verdeutschung des Juvenal
„die Farbe des Ausdrucks, den Ton der Darstellung, die rhetorische Fas-
sung des Satz- und Periodenbaues, die declamatorische Wortstellung,
kurz, das individuelle Gepräge des Originals genauer und prägnanter
wiederzugeben, als es bis jetzt geschehen“ und er legt darum auch darauf
besondern Nachdruck, dass diese Satiren Declamationsstücke gewesen, zum
mündlichen Vortrag bestimmt, der durch Ton und Gebehrde ihnen erst
ihren vollen Ausdruck verliehen, und so erst die Kraft und Energie der
Worte fühlen lasse. Einige Proben mögen zeigen, in wiefern der Ueber-
setzer diesen Zweck, den er mit aller Ausdauer bei einer so schwie-
rigen Aufgabe verfolgte, auch wirklich erreicht hat: wir finden allerdings,
dass die deutschen Hexameter, wenn sie auch im Ganzen sich gut lesen
lassen, doch Manches enthalten, was schwerlich als dichterische Freiheit,
weil ein Verstoss wider die Gesetze der Sprache und der Grammatik,
sich rechtfertigen oder entschuldigen, wohl aber aus der grossen Schwie-
rigkeit der Aufgabe, zumal wie der Verf. sich dieselbe gestellt hat, sich
erklären lässt. Wir schlagen die erste Satire auf und wählen daraus die,
auch in Bezug auf die Erklärung mehrfache Schwierigkeiten bietenden
Verse 24 ff.:
XL. Jahrg. 6. Doppelheft.
58
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
•luvenal’s Satiren von Häckermann.
(Schluss.)
Auf diesen also möglichst zurückzukehren und auf diese Grund-
lage, als eine sichere, dann auch die Erklärung zurückzuführen, würde
demnach die nächste Aufgabe der Kritik und der darauf begründeten
Exegese seyn. Ob diess auch des Verfassers Ansicht ist und die zu
erwartenden Beiträge diesem Ziele zusteuern werden, oder einen andern
Weg einschlagen, wie diess jene Aeusserungen fast vermuthen lassen,
können wir jetzt noch nicht entscheiden.
Bei der deutschen Uebersetzung folgte der Verf. den Grundregeln
der Quantität, wie sie Kirchner in seiner, hier mit Reoht als trefflich
erkannten Uebersetzung der Horazischen Satiren, so wie später Freese
in seiner deutschen Prosodie aufgestellt haben; es war ihm, bemerkt er,
auch insbesondere darum zu thun, in deiner Verdeutschung des Juvenal
„die Farbe des Ausdrucks, den Ton der Darstellung, die rhetorische Fas-
sung des Satz- und Periodenbaues, die declamatorische Wortstellung,
kurz, das individuelle Gepräge des Originals genauer und prägnanter
wiederzugeben, als es bis jetzt geschehen“ und er legt darum auch darauf
besondern Nachdruck, dass diese Satiren Declamationsstücke gewesen, zum
mündlichen Vortrag bestimmt, der durch Ton und Gebehrde ihnen erst
ihren vollen Ausdruck verliehen, und so erst die Kraft und Energie der
Worte fühlen lasse. Einige Proben mögen zeigen, in wiefern der Ueber-
setzer diesen Zweck, den er mit aller Ausdauer bei einer so schwie-
rigen Aufgabe verfolgte, auch wirklich erreicht hat: wir finden allerdings,
dass die deutschen Hexameter, wenn sie auch im Ganzen sich gut lesen
lassen, doch Manches enthalten, was schwerlich als dichterische Freiheit,
weil ein Verstoss wider die Gesetze der Sprache und der Grammatik,
sich rechtfertigen oder entschuldigen, wohl aber aus der grossen Schwie-
rigkeit der Aufgabe, zumal wie der Verf. sich dieselbe gestellt hat, sich
erklären lässt. Wir schlagen die erste Satire auf und wählen daraus die,
auch in Bezug auf die Erklärung mehrfache Schwierigkeiten bietenden
Verse 24 ff.:
XL. Jahrg. 6. Doppelheft.
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