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Nr. 59. HEIDELBERGER 1847.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

£lircutraiit: Friesisches Archiv.

(Schluss.)
In der holländischen Landessprache Nordhollands und vor allem der Ei-
lande Texel, Vlie und Ter Schelling (dem alten frisischen Schilgerland) trifft man
manche frisische Elemente an, welche nicht in dem gewöhnlichen oder eigentli-
chen Holländisch Vorkommen, und eben so ist in dem Jargon Norderneys und
der paar benachbarten Eilande ein grosser Theil frisisch. Der Helgoländer Dialect
hat mit der Amringer Mundart (der auf dem nordfrisischen Eiland Amram) die
meiste Aehnlichkeit, nur ist der erstere viel unreiner und enthält eine Menge
Hochdeutsch und Plattdeutsch. Der Helgoländer P. A. Oelrichs hat im Jahre
1846 in eigenem Verlag eine kleine Schrift (127 Seiten in 12.) herausgegeben
unter dem Titel: „Kleines Wörterbuch zur Erlernung der helgolander Sprache
für Deutsche, Engländer und Holländer. Nebst einem Anhänge enthaltend ein-
fache Dialogen aus dem Leben in deutscher und helgolander Sprache.“ In diesem
Büchlein habe ich unter den helgolander Ausdrücken in kurzer Zeit gegen 330
echt deutsche gefunden, welche durchaus nicht frisisch sind. Von den übrigen
Mundarten der nordfrisischen Eilande ist die Silringer, das ist die auf der Insel
Sil oder Söl, welche die Deutschen Silt, Sylt und noch irriger Silit nennen, die
unreinste, indem ein Gemisch von Deutsch und Dänisch darin ist, was übrigens
die Silringer sehr ungern eingestehen, und mir z. ß. auch kaum zugeben wer-
den, dass das Silringer Wort Wip (Iiibiz), wofür die Frisen auf Amram und in
Westfrisland Liap sagen, ein dänischer Ausdruck ist. Die Sprache des Festlandes
der Nordfrisen hat am meisten die ursprünglichen frisischen Laute (den eigen-
thiimlichen 1 - und s-Laut, den th - Laut, die Diphthongen ia, ua und oa, aea u. s. w.)
verloren. Ueber die nord - und westfrisische Sprache kann der Herr Heraus-
geber in meiner „Reise durch Frisland, Holland und Deutschland im Sommer
1845“, so wie in meinem eben erschienenen Volksbuch „Der Lappenkorb von
Gabe Schneider aus Westfrisland, nebst Zuthaten aus Nordfrisland“, einige Bei-
träge finden. Ein Abschnitt des erstgenannten Reisewerks, welcher überschrieben
ist: „Frislands Kampf mit seinen Feinden von Hollands Ursprung an bis zur
Union mit den vereinigten Niederlanden“, zugleich mit meiner „Lebens- und
Leidensgeschichte der Frisen“ würden zu Abhandlungen über einzelne Perioden
und Abschnitte der frisischen Geschichte Anleitung und Stoff geben können.
Eines der besten Hiilfsmittel für die Geschichte Groningerlands und Westfrislands
ist die im Jahre 1622 (in fol.) zu Franecker von dem berühmten Frisen Win-
semius in holländischer Sprache herausgegebene Geschichte von Vriesland. In
diesem Werk ist auf viele damals noch vorhandene, in frisischer Sprache verfasste
Urkunden und andre Schriften hingewiesen, so wie auf die „geschichtlichen Auf-
XL. Jahrg. 6. Doppelheft. 59
 
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