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Nr. 60. HEIDELBERGER 1847.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

ii ' "■- i —
Kurze Anzeigen·

(Schluss.)
Dem Offenburger Programm beigegeben' findet sich eine:
Abhandlung des Lehramtspraktikanten Eble. I. Veber den Sosus des Antiochus
von Ascalon. II. Veber eine Stelle des Diogenes Laertius. III. Veber eine
Stelle aus den Sieben gegen Theben des Aeschylus. 34 S. in gr. 8. Offen-
burg 1847. Buchdruckerei von Joseph Olteni.
Den grössten Theil der Abhandlung (S. 1 — 31 incl.) nimmt die unter
Nr. I aufgeführte Untersuchung ein; Nr. II und III sind kürzere Beigaben, auf
die wir unten noch zurückkommen. In jener Untersuchung aber handelt es sich
nicht blos um die Restitution der in der Ueberschrift genannten Schrift eines der
letzten Jünger der akademischen Schule, des Stifters der sogenannten fünften
Schule, sondern auch um eine nähere Erörterung der Lehre und der philoso-
phischen Grundsätze eines Mannes, der anfänglich in den Lehren der akademi-
schen Skepsis befangen, später der Stoa sich zuwendete, und, ohne die äusser-
sten Consequenzen und Härten dieser Schule anzunehmen, vielmehr daran dachte,
durch mildernde Modificationen die Akademie und die Stoa einander nahe zu
bringen und beide einander zu verbinden. Wie diess gekommen, worin der
Grund des Abfalls von der Strenge der akademischen Skepsis und der nun
eintretenden Hinneigung zum Dogmatismus der Stoa gelegen, war schon von den
Alten, die diesen Grund zum Theil in einer persönlichen Eitelkeit finden wollten,
in verschiedener Weise besprochen; unser Verf., indem er die den Antiochus
betreffenden Nachrichten der Alten sorgfältig zusammenstellt und zu einem
schönen Ganzen zu verbinden gesucht hat, will, und wohl mit mehr Grund, die
Ursache dieses Uebergangs aus der im Laufe der Zeit gewonnenen, von der
früheren Ansicht abweichenden Ueberzeugung, zunächst was die Evidenz der
Vorstellungen und die Wahrheit der sinnlichenWahrnehmungen betrifft, ableiten
(S, 6). Die Trostlosigkeit des akademischen Systems, wenn es bis zur äussersten
Skepsis geführt Avird, sowohl von der theoretischen wie von der praktischen
Seite, mochte, zumal in späteren Jahren bei Antiochus seinen Einfluss geltend
gemacht haben und ihn, gleich so vielen seinerZeitgenossen, in Beidem der Stoa zu-
führen, ohne dass damit eine Billigung dieser Lehre in allen ihren Theilen und
nach allen Seiten und Richtungen hin verbunden gewesen wäre. Dem strengen
Stoicismus war der Geist der Zeit eben so wenig zugethan wie der akademischen
Skepsis: man suchte eine Vermittelung: Antiochus mag nicht wenig dazu bei-
getragen haben, wenn auch gleich von seinen desfallsigen Bemühungen nur
XL. Jahrg. 6. Doppelheft. θθ
 
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