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Beiträge zur vaterländischen Geschichte.

vierten Abhandlung beleuchtet Herr Ostertag den Ursprung und die
Entwicklung der deutschen Christenthumsgesellschaft in Basel Qn den
achtziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts}, den Stamm vieler spä-
teren, insonderheit dem Missionswesen gewidmeten Vereine. Der fünfte
Aufsatz, von Leonhart Os er, behandelt Basels Stellung zum Bischof.
Sollten nicht schon vor 1225 Spuren des Raths in diesem alten, bereits
von den Salischen Kaisern ausgestatteten Gemeinwesen hervortreten ? Die
sechste Abhandlung des H. Adolf Sarasin erörtert auf sehr anziehende
und lehreiche Weise die Entwicklung des Fsalmengesanges in der refor-
mirten Kirche. „In den Psalmen, dem Volksliede und den Kir-
che nhymn en, heisst es ausdrucksvoll, tönen die drei Saiten, deren
Klänge in Luther zu frischem, neuem Leben sich verjüngten.“ (jS. 301.}
So wurde nach Psalm XII. das noch jetzt gültige Klagelied gedichtet;
sein Anfang lautet:“
„Ach Gott vom Himmel sieh darein,
Und lass dich dess erbarmen,
Wie wenig sind der Heilgen drin
Verlassen sind wir Armen.“
Diesem reuigen Bekenntniss meistens durch Leichtsinn und Thorheit
verschuldeter Drangsale trat denn der tröstende und aufrichtende Streit—
ges ang, gleichsam die Marseillaise der Reformation, nach dem 46ten Psalm
entgegen:
„Eine feste Burg ist unser Gott
Eine gute Wehr und Waffen.“
Solche Lieder, der religiös-sittlichen Ueberzeugung entsprossen und
an die in Saft und Blut übergegangenen Anschauungen des altkirchlichen
Lebens anknüpfend, wirkten mit wunderbarer Kraft; ein Jesuit klagte nicht
ohne Grund, Luthers Lieder hätten mehr Seelen hingemordet, als Schrif-
ten und Deklamationen. In derselben Bahn wandelten gleichzeitig als
Lehr- und Kampfdichter Dr. Justus Jonas, Paul Speratus und der
Meistersänger Hans Sachs, Das erste evangelische Gesangbuch trat
1524 mit acht Liedern hervor. Auch auf die Schweiz wirkten Luthers
Psalmenlieder begeisternd zurück; in Basel wurden sie z. B. von den
Gemeinden gesungen. Ambrosius und Thomas Blaarer und Jo-
hannes Zwick dichteten neue hinzu; letzterer fertigte ein eigenes Ge-
sangbuch; der Psalter bildete den Mittelpunkt. In der Französischen
Schweiz wirkten dafür besonders Calvin und Beza; sie hauptsächlich
verpflanzten Marots Psalmen mit den sie begleitenden, in ihrer Art
einzigen Melodien nach Genf und andern Sitzen der Reformation. Ueber
den Ursprung der Marotschen Psalmen am Hofe des Königs Franzi.
 
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