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Streuber: Basler Taschenbuch.

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und die ausserordentlichen Wirkungen des, oft an weltliche Melodien ge-
knüpften Kirchenliedes werden anziehende Nachrichten gegeben. Der
Dauphin Heinrich sang z. B. den 42ten Psalm nach der Weise eines
Jagdliedes, Diana von Poitiers den 130ten nach der Melodie eines
Tanzliedes·, die Königin, die den 6ten Psalm den übrigen vorzog, sang
ihn nach einer Melodie über den „Gesang der Possenreisser.“
Auf die nicht lange vorher in Antwerpen erschienenen Flämischen
Psalmen folgten Volksmelodien; umsonst trat ein Verbot der Sor-
bonne dazwischen; der Hof liebte das Ding und die Reformatoren ge-
brauchten es für ihre Zwecke; die Psalmen wurden Mode und mit
ihr die evangelische Lehre; mancher folgte dem Strom, ohne zu wis-
sen, wie und warum. Die Französischen Psalmen und Melodien, von
dem Königsberger Professor Lobwasser übersetzt und herausgegeben
£1573}, gewannen in der reformirten Teutschen Schweiz für viele Jahre
gleichsam urkundliches Ansehen; jedoch behaupteten sich hier und da
die alten Psalmen gegenüber der neuen, weit hinter Marot und Beza
zurückstehenden Verwässerung. —
In der siebenten Abhandlung schildert Dr. Streuber die erste
Berufung der Jesuiten nach Luzern, in der achten Dr. Fechter die
Anstalten Basels zur Unterstützung der Armen und Kranken während des
Mittelalters. Beide Aufsätze wird man mit Interesse und Nutzen lesen
können.

Basler Taschenbuch auf das Jahr 1850. Herausgegeben von Dr. Streu¬
ber, bei Schweighauser. 12. S. 149.
Dieses Büchlein empfiehlt sich weniger durch seine einfache, ohne
goldenen Schnitt und ähnliche Zierrathen erscheinende Gestalt als durch
den im Ganzen lehrreichen und anziehenden Inhalt. Der erste Auf-
satz von Friedrich Fischer behandelt den Bildersturm (^Ascher-
mittwoch 1529}, also einen Gegenstand, welcher nach dem richtigen
Ausdruck des Vorworts nicht nur für den Freund der Kirchengeschichte
und für den Historiker überhaupt, sondern auch für den Kunstfreund von
hohem Interesse ist. Der Verf. hat für Basel besonders den bisher un-
gedruckten zeitgenössischen Chronisten Rippell benutzt, dem Ereigniss
selber aber dadurch noch tiefem Boden gegeben, dass er es im Zusam-
menhänge mit gleichen Erscheinungen in der übrigen Schweiz betrachtet.
Ganz richtig wird bemerkt, dass die Bilderstürmerei, gewissermassen der
revolutionäre Sansküloltismus der Reformation und Ausdruck des
 
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