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Der Feldzug des Gr. v. Wallmoden.

Berlin anzunähern und seine Operationen mit denen des Generals Gi-
rard von Magdeburg her zu verbinden. Konnte aber dann der Kron-
prinz von Schweden die Schlacht bei Grossbeeren annehmen?
Schwerlich. Stockte nun dieses eine Rad der Maschine, so wäre ihr
ganzer Gang aufgehalten worden und Napoleon hätte Luft bekommen.
Es ist ein Verdienst der kleinen Schrift, diesen einfachen, richtigen Ge-
sichtspunkt hervorgehoben und dadurch die eigentliche strategische Be-
deutung des oft sehr vernachlässigten und fast übersehenen Feldzuges an
der untern Elbe mit seinen Märschen , Vorpostengefechten und dem blu-
tigen Treffen an der Göhrde in das ihm gebührende Licht gebracht zu
haben. Was übrigens den Marschall Davoust, einen sonst rüstigen
und unternehmenden Feldherrn, zu der, den Alliirten äusserst vortheilhaf-
ten Defensive bewog, wird nicht entwickelt. Die Gründe mochten wohl
mehr politischer denn militärischer Art seyn und im Zusammenhänge mit
der möglichsten Schonung des Schwedischen Kronprinzen stehen, welcher
seinerseits bekanntlich wiederum sehr behutsam, fast ängstlich, auftrat.
Wie derselbe nach der Leipziger Schlacht alles Uebrige vergessend nur
den Norwegisch-Dänischen Plan vor Augen die ganze Kraft von Davoust
ab auf die Dänen richtete und nach verschiedenen, theilweise blutigen
Gefechtenden Kieler Separatfrieden {16. Jänner 1814} ertrotzte, wird
von dem Verfasser deutlich entwickelt. — Ein merkwürdiges Acten-
stück bleibt der aufgefangene Brief, in welchem Napoleon von Bautzen
aus (17. August} dem Marschall, freilich jetzt fruchtlos, befiehlt, den
schwächern Feind anzugreifen und sich nicht maskiren zu lassen. „Ne
vous laissez pas, heisst es da, masquer par un petit nombre, et par une
Canaille {sic}, teile que les Anseatos, la legion, et les troupes de
Wallmoden. II n’y a de bonnes troupes contre Vous, que les Suedois,
et a peu pres le quart de ce qu’a Bulow, qui est troupe de ligne.“
So verächtlich und zu seinem grossen Schaden dachte der Kaiser von
Allem, was nicht unmittelbar der Linie angehörte; der Gedanke eines
Volkskrieges war ihm auch damals noch fremd, und er ahndete nicht,
dass bald jene Canaille im Treffen an der Göhrde eine ganze Division
Linientruppen aufreiben sollte. —
 
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