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Stephens und Catherwood: lieber Central-Amerika.

Spanier, ein viel höherer Grad der Civilisation bestand, als man bisher
anzunehmen geneigt war. In mehrfacher Hinsicht verdienen sie daher von
den Geschichte- und Altertums - Forschern beachtet zu werden. Und wir
müssen uns den Herrn Stephens und Catherwood zum lebhaftesten Dank
für ihre schätzbaren Untersuchungen verpflichtet fühlen, welche ein neues
Licht über die alten Völker Amerikas verbreiten. Zunächst wird Refer.
in gedrängter Kürze Bericht über Stephens Reisen erstatten, wobei er sich
jedoch auf den wichtigsten und wesentlichsten Theil derselben, auf die
Beschreibung der alten Monumente beschränkt. Um dieser leichter folgen
zu können, bittet er den Leser, die in obigen Werken enthaltenen Ab-
bildungen zu vergleichen, ohne welche die Beschreibung schwer verständ-
lich sein möchte. Die vielfach eingestreuten Bemerkungen und Betrach-
tungen über die socialen Zustände jener in einer Umwälzung begriffenen
Länder, die Schilderungen der Sitten und Gebräuche der Bewohner, so
anziehend und lehrreich sie auch sind, so wie die Erzählung erlebter
Abenteuer, muss Refer. des Raumes wegen mit Stillschweigen übergehen.
Dagegen aber hat er die in den Schriften der spanischen Conquistadoren
und Missionäre über die alten Bauwerke enthaltenen Nachrichten beige-
fügt. Dass Stephens mit denselben wenig vertraut war, wollen wir ihm
als Diplomaten nicht zum Vorwurf machen. In dieser Unbekanntschaft ist je-
doch begründet, dass er manches Bauwerk für neu entdeckt hielt, dessen
spanische Schriftsteller schon gedacht haben. Viele alte Berichte lagen
als Manuscripte in Kloster - Bibliotheken zu Mexico und Guatemala, sowie
in den Archiven zu Simanca, Sevilla, Toledo und Salamanca verborgen,
und wurden erst in neuerer Zeit durch den gelehrten Juan Baptista Munoz
ans Licht gezogen. Mehrere hat Ternaux - Compans ins französische über-
setzt herausgegeben {Recueil de Documcnts et Memoires originaux sur
l’histoire des possessions espagnoles de l’Amerique. Paris.}. Refer. hat
es sich ferner zur Aufgabe gemacht, die Monumente Central - Amerikas mit
denen der Länder der alten Welt zu vergleichen, um zu ermitteln, ob sie
diesen ähnlich als Werke von Völkern angesehen werden müssen, welche
aus Ländern der alten Welt in Amerika eingewandert sind; oder ob sie,
einen eigentümlichen Baustyl zeigend, vielmehr für die Werke amerikani-
scher Völker gehalten werden müsssen. Nach seinem Bedünken ist dies der
alleinige Weg, auf dem die schwierige Frage über den Ursprung der frü-
heren Civilisation der neuen Welt zur Entscheidung gebracht werden kann.
Stephens trat seine erste Reise im October des Jahres 1839 auf
einer englischen· Brig an, welche in der britischen Niederlassung Balize,
in der Bai von Honduras, vor Anker gieng. Von hier begab er sich zur
 
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