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416

Biedermann: Junghegel’sche Weltanschauung.

und heiligsten Interessen des Menschen in Frage gestellt, ja verneint wür-
den durch die Verneinung jener Vorstellung.“ Es ist hier nicht davon die
Rede, wozu sich die Menschen überreden, sondern davon, dass gerade
diese und keine andere Vorstellung die Vorstellung des Christenthums von
der Unsterblichkeit ist, welche der Verf. als eine Ansicht von Menschen
bezeichnet, die kein philosophisches Denken haben. Jedenfalls wird uns
der Verf. zugestehen, dass ein Jeder die Unsterblichkeit „mit Continuität
des Bewusstseins“ nach dem Tode unbedenklich dem „ ewigen Leben“
vorziehen wird, das nach dem Verf. nichts Anderes ist, als ein Bewusst-
sein des Ewigen in diesem Leben oder eine Rückkehr zum Absoluten,
das weder existirender Geist ist, noch Wissen oder Wollen hat. Wir
sehen darum nicht recht ein, warum der Verfasser gegen den „materia-
listischen Unglauben “ rücksichtlich der Unsterblichkeitsfrage so eifrig
S. 177 und 178 zu Felde zieht, da es zuletzt ganz gleich ist, ob man
den Geist, von dessen „ewigem Leben“ man spricht, in der Materie oder
in einem allgemeinen, abstrakt geistigen Wesen ohne Bewusstsein ab-
sterben lässt. Nicht das Bewusstsein des ewigen Lebens in diesem Leben
ist die Unsterblichkeit im Sinne des Christenthums (und von diesem will
ja der Verf. nicht abweichenj, sondern die „Continuität des Bewusstseins“
nach dem Tode.
Wir haben diese Bemerkungen vorzugsweise desshalb gemacht,
weil der von Romang angegriffene Verf. sich auf den Standpunkt des
„gläubigen“ Christenthums stellt, und dieses dennoch mit dem Hegel-
thume auf eine Weise amalgamirt, dass seine Ansichten wohl allerdings
vom Standpunkte des Hegel’schen Systems als consequente Folgerun-
gen, nicht aber, wie der Verf. selbst will, als „christliche“ Ansichten be-
zeichnet werden können.
Wir stimmen übrigens gerne demjenigen bei, was der Verf. gegen
die unbegründeten, politischen Verdächtigungen in der Romang’sehen
Schrift S. 186 ff. anführt.
Wenn Referent auch dem Verf. rücksichtlich seiner Identificirung
des Christenthums und Junghegelthums nicht beitreten und
das J u n g h e g e 11 h u m nicht als christlich und das Christenthum nicht
als hegelisch bezeichnen kann, so stimmt er doch ganz und gar den Schluss-
worten des Buches (S. 207} bei: „Mag es auch bei der freiem Debatte
mitunter scharf hergehen, und oft das Gemeinschaftliche hinter dem Tren-
nenden zurücktreten, ja von demselben ganz verschlungen zu werden
drohen: so kann dennoch, wenn beide Parteien nur in gleichem Wahr-
heitssinn und auch darin sich begegnen, dass sie denselben im Gegner
nicht verkennen, eine tiefere Einigung aus ihr hervorgehen, in welcher
beide Theile und die gemeinsame Sache wahrhaft gefördert sind.“
Keieiaüaa jTIcMeg’g.
 
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