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672 Westermann: Ueber die Urkunden in den Attischen Rednern.
nes darin gewesen, wogegen nun Hippias angibt, die Brüder hätten Wolle
und Ziegenfelle geladen gehabt. Der Name des Sprechers, Androkles aus
Sphettos kann recht wohl erdichtet seyn, da in der Rede selbst er nir-
gends vorkömmt; das argumentum wäre demnach später verfasst als die
Urkunden eingeschoben wurden.
Starke Missgriffe begehen auch die Zeugen zur Rede gegen Ma-
li arta tos. Der in §.31 meint, Pbylomache habe ihren Prozess nach
dem Ausspruch des Diaeteten gewonnen, während dieser vielmehr vor
einem heliastischen Gerichtshof geführt war.
Viel schlimmer ist der Irrthum, den die μαρτυρία §. 42 zur Schau
trägt: ihr zufolge sind Philagros „Phanostrate, die Tochter von Stratios“
Kallistratos, Euktemon und Charidemos Geschwisterkinder der väterlichen
Linie gewesen. Nun gibt aber bei Isaeus de Hagniae hereditate §. 8
Thcopompos an, dass er und sein Bruder Stratokies nebst Stratios II und
Eubulides II bei der Erbschaft ihres Vetters Hagnias II gleiche Ansprüche
hätten, denn sie seyen alle Vettern έκ πατραδέλφων. Wenn diess, so
musste, da die Väter von Eubulides II, und dem genannten Brüderpaar
{Theopompos, Stratokies} feststehen, d. h. Philagros und Charidemos,
auch der Vater des Stratios II in dem Nachweis der Anspruclisfähigkeit
vorkommen; dieser und nicht seine Mutter musste dem Geschlechte des
Buselus angehören, wenn er den kinderlos verstorbenen Ilagnias II mit-
beerben wollte. Das war aber eben Phanostratos {wie Dem. adv. Ma-
cart. §. 22 Aug. 1 und r wirklich haben}, welchen von dem Fehler
der übrigen Handschriften verleitet der Verf. vorliegenden Zeugnisses zur
Frau machte, also eine lächerliche Unkunde über die Personen der Ver-
wandtschaft zeigte. Dass Stratios II einen Bruder des Charidemos, und
Vetter von Fhilagros, Kallistratos und Polemon zum Vater gehabt, erhellt
auch aus §. 10 der oben cilirten Rede des Isaeus, wo Theopompos nach
dem Tod des Bruders Stratokies und Vetters Stratios II erklärt: λείπο-
μαι εγώ μόνος του προς πατρος ών ανεψιού παϊς: d. h. ich bin das
einzige noch lebende Nachgeschwisterkind väterlicher Seits.
Ungeschickt ist ausserdem, dass die angebliche Phanostrate die zu
der dritten Linie, der des Stratios I gehören sollte, zwischen Philagros
und Kallistratos, den Söhnen von Eubulides I {zweite Linie} geschoben
und so von ihrem Bruder Charidemos getrennt wird. Dasselbe Zeugniss
nennt noch den Euktemon als Halbbruder des Philagros und Kallistratos.
Von einer zweiten Ehe jedoch des Eubulides I sucht man vergeblich bei
Isaeus und Demosthenes nach einer Notiz; auch die zweite Ehe des Phi-
lagros mit Telesippe ist in den Reden nicht berührt.
(Schluss folgt.)
 
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