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Transactions of the royal society of Literature.
erste Vers einem Qocli vorhandenen') Epigramme des Simonides entnom-
men ist, so haben wir damit auch ein sicheres Datum der Errichtung der
Inschrift in so weit gewonnen, als sie nicht vor Simonides, sondern viel-
mehr einige Zeit nach ihm errichtet worden ist, etwa am Anfang des
vierten Jahrhunderts vor Chr. Ql, 35}, wo nicht, wie wir wenigstens
zu glauben geneigt sind, noch später. Ein Sohn des Harpagus —■ sein
Name ist nur in den zwei Endbuchstaben ΙΣ sichtbar —, welcher in den
Spielen gesiegt, und auch durch Kriegsthaten sich ausgezeichnet, hat die-
ses Denkmal den zwölf Göttern auf der Agora aufgerichtet: diess ist der
wesentliche Inhalt der Inschrift. Ueber den Namen des Errichters, den
Leake zuerst auf Datis, dann auf Sparsis deutete — beides gleich
unsicher — wagen wir keine Vermuthung; wohl aber theilen wir die
Ansicht des gelehrten Britten, dass alle die hier vorkommenden Inschrif-
ten auf die Familie des Harpagus sich beziehen, die jedenfalls in Xan-
tlius eine bedeutende Rolle gespielt und eine höhere Stellung eingenom-
men haben muss. Sind wir einmal dahin gelangt, die Iycischen Inschrif-
ten selbst, welche die vier Seiten dieses Steindenkmals bedecken, zu ent-
ziffern, und wir wollen hoffen, dass diess auf sichern! Wege und voll-
ständig bald geschieht, so wird über alle diese Punkte kein Zweifel mehr
sich erheben, und unsere Kenntniss des alten Lyciens in einer Weise er-
weitert werden, die auch auf andere noch dunkle Partien der alten Ge-
schichte ein neues Licht zurückwirft, namentlich aber die Verhältnisse der
kleinasiatischen Staaten unter der persischen Oberherrschaft uns aufklärt.
Denn wir glauben allerdings mit dem Verf., dass die Lage Lyciens wäh-
rend dieser Periode eine im Ganzen ruhige, ja glückliche zu nennen war,
in welcher die Künste des Friedens und der Civilisation ihren ungestör-
ten Fortgang nahmen, indem das Land in allen seinen inneren Angelegen-
heiten einer gänzlichen Unabhängigkeit und Selbständigkeit sich erfreute,
wenig um die persischen Satrapen sich kümmerte, und diesen auch kei-
nen beträchtlichen Tribut entrichtete.
Nicht minder reiche Beiträge zu der Inschriftenkunde, der griechi-
schen wie selbst der römischen, bringt der zweite Band, dessen er-
ster Artikel von W. Μ. Leake eine zu Corfu gefundene Grabschrift mit-
theilt, welche wegen der Form der Buchstaben besondere Aufmerksamkeit
verdient; demselben Gelehrten verdanken wir die Miltheilung mehrerer
Inschriften von Delphi, welche, mit einer einzigen Ausnahme, bis jetzt
nicht bekannt sind (^S. 4 IT.}; es sind, wie die meisten ähnlichen, von
diesem Orte bis jetzt bekannt gewordenen Inschriften, theils Ehrendekrete,
Verleihungen von Privilegien u. s. w., theils Freigebungen von Sklaven.
Transactions of the royal society of Literature.
erste Vers einem Qocli vorhandenen') Epigramme des Simonides entnom-
men ist, so haben wir damit auch ein sicheres Datum der Errichtung der
Inschrift in so weit gewonnen, als sie nicht vor Simonides, sondern viel-
mehr einige Zeit nach ihm errichtet worden ist, etwa am Anfang des
vierten Jahrhunderts vor Chr. Ql, 35}, wo nicht, wie wir wenigstens
zu glauben geneigt sind, noch später. Ein Sohn des Harpagus —■ sein
Name ist nur in den zwei Endbuchstaben ΙΣ sichtbar —, welcher in den
Spielen gesiegt, und auch durch Kriegsthaten sich ausgezeichnet, hat die-
ses Denkmal den zwölf Göttern auf der Agora aufgerichtet: diess ist der
wesentliche Inhalt der Inschrift. Ueber den Namen des Errichters, den
Leake zuerst auf Datis, dann auf Sparsis deutete — beides gleich
unsicher — wagen wir keine Vermuthung; wohl aber theilen wir die
Ansicht des gelehrten Britten, dass alle die hier vorkommenden Inschrif-
ten auf die Familie des Harpagus sich beziehen, die jedenfalls in Xan-
tlius eine bedeutende Rolle gespielt und eine höhere Stellung eingenom-
men haben muss. Sind wir einmal dahin gelangt, die Iycischen Inschrif-
ten selbst, welche die vier Seiten dieses Steindenkmals bedecken, zu ent-
ziffern, und wir wollen hoffen, dass diess auf sichern! Wege und voll-
ständig bald geschieht, so wird über alle diese Punkte kein Zweifel mehr
sich erheben, und unsere Kenntniss des alten Lyciens in einer Weise er-
weitert werden, die auch auf andere noch dunkle Partien der alten Ge-
schichte ein neues Licht zurückwirft, namentlich aber die Verhältnisse der
kleinasiatischen Staaten unter der persischen Oberherrschaft uns aufklärt.
Denn wir glauben allerdings mit dem Verf., dass die Lage Lyciens wäh-
rend dieser Periode eine im Ganzen ruhige, ja glückliche zu nennen war,
in welcher die Künste des Friedens und der Civilisation ihren ungestör-
ten Fortgang nahmen, indem das Land in allen seinen inneren Angelegen-
heiten einer gänzlichen Unabhängigkeit und Selbständigkeit sich erfreute,
wenig um die persischen Satrapen sich kümmerte, und diesen auch kei-
nen beträchtlichen Tribut entrichtete.
Nicht minder reiche Beiträge zu der Inschriftenkunde, der griechi-
schen wie selbst der römischen, bringt der zweite Band, dessen er-
ster Artikel von W. Μ. Leake eine zu Corfu gefundene Grabschrift mit-
theilt, welche wegen der Form der Buchstaben besondere Aufmerksamkeit
verdient; demselben Gelehrten verdanken wir die Miltheilung mehrerer
Inschriften von Delphi, welche, mit einer einzigen Ausnahme, bis jetzt
nicht bekannt sind (^S. 4 IT.}; es sind, wie die meisten ähnlichen, von
diesem Orte bis jetzt bekannt gewordenen Inschriften, theils Ehrendekrete,
Verleihungen von Privilegien u. s. w., theils Freigebungen von Sklaven.