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55G

Transactions of the royal society of Literature.

erste Vers einem Qocli vorhandenen') Epigramme des Simonides entnom-
men ist, so haben wir damit auch ein sicheres Datum der Errichtung der
Inschrift in so weit gewonnen, als sie nicht vor Simonides, sondern viel-
mehr einige Zeit nach ihm errichtet worden ist, etwa am Anfang des
vierten Jahrhunderts vor Chr. Ql, 35}, wo nicht, wie wir wenigstens
zu glauben geneigt sind, noch später. Ein Sohn des Harpagus —■ sein
Name ist nur in den zwei Endbuchstaben ΙΣ sichtbar —, welcher in den
Spielen gesiegt, und auch durch Kriegsthaten sich ausgezeichnet, hat die-
ses Denkmal den zwölf Göttern auf der Agora aufgerichtet: diess ist der
wesentliche Inhalt der Inschrift. Ueber den Namen des Errichters, den
Leake zuerst auf Datis, dann auf Sparsis deutete — beides gleich
unsicher — wagen wir keine Vermuthung; wohl aber theilen wir die
Ansicht des gelehrten Britten, dass alle die hier vorkommenden Inschrif-
ten auf die Familie des Harpagus sich beziehen, die jedenfalls in Xan-
tlius eine bedeutende Rolle gespielt und eine höhere Stellung eingenom-
men haben muss. Sind wir einmal dahin gelangt, die Iycischen Inschrif-
ten selbst, welche die vier Seiten dieses Steindenkmals bedecken, zu ent-
ziffern, und wir wollen hoffen, dass diess auf sichern! Wege und voll-
ständig bald geschieht, so wird über alle diese Punkte kein Zweifel mehr
sich erheben, und unsere Kenntniss des alten Lyciens in einer Weise er-
weitert werden, die auch auf andere noch dunkle Partien der alten Ge-
schichte ein neues Licht zurückwirft, namentlich aber die Verhältnisse der
kleinasiatischen Staaten unter der persischen Oberherrschaft uns aufklärt.
Denn wir glauben allerdings mit dem Verf., dass die Lage Lyciens wäh-
rend dieser Periode eine im Ganzen ruhige, ja glückliche zu nennen war,
in welcher die Künste des Friedens und der Civilisation ihren ungestör-
ten Fortgang nahmen, indem das Land in allen seinen inneren Angelegen-
heiten einer gänzlichen Unabhängigkeit und Selbständigkeit sich erfreute,
wenig um die persischen Satrapen sich kümmerte, und diesen auch kei-
nen beträchtlichen Tribut entrichtete.
Nicht minder reiche Beiträge zu der Inschriftenkunde, der griechi-
schen wie selbst der römischen, bringt der zweite Band, dessen er-
ster Artikel von W. Μ. Leake eine zu Corfu gefundene Grabschrift mit-
theilt, welche wegen der Form der Buchstaben besondere Aufmerksamkeit
verdient; demselben Gelehrten verdanken wir die Miltheilung mehrerer
Inschriften von Delphi, welche, mit einer einzigen Ausnahme, bis jetzt
nicht bekannt sind (^S. 4 IT.}; es sind, wie die meisten ähnlichen, von
diesem Orte bis jetzt bekannt gewordenen Inschriften, theils Ehrendekrete,
Verleihungen von Privilegien u. s. w., theils Freigebungen von Sklaven.
 
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