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Winkler’s Pseudomorphosen des Mineralreiches.

Dieser neue Ursprung bedingt eigenthümliche Verhältnisse des Vor-
kommens jener Körper, und dadurch wird die Erforschung ihrer Bil-
dung , der Bedingungen, unter denen dieselbe vor sich gieng, mög-
lich. Sind auch alle solche neue Erzeugnisse, wie es übrigens bei
vielen der Fall, von gleicher chemischer Zusammensetzung mit pri-
mären Mineralien, so ermöglicht dennoch die Enthüllung ihres Bil-
dungs-Prozesses den Schluss auf einen gleichen der letztem, und
ist dadurch der Einfluss-reiche Zusammenhang der Lehre von den
Pseudomorphosen mit der Geologie gegeben“.
„Der erste Grund aller Veränderungen im Mineralreiche, ist
das Auftreten chemischer Affinitäts-Wirksamkeit zwischen den Atmos-
phärilien und den Bestandtheilen der Mineralien. Es ist die Ver-
wandtschaft der Substanzen zu einem Lösungsmittel, die Verwandt-
schaft der Elemente und ihre Verbindungen untereinander, welche
alle Zerstörungen und Neu-Bildungen im Mineralreiche veranlassen.
Wo ein chemischer Prozess vor sich gieng, wo Verwandtschafts-
Wirkungen thätig waren, welche einen Mineral-Körper in einen
andern umbildeten, oder an die Stelle des einen einen andern neuen
brachten, zwar so, dass der verschwundene dem erschienenen seine
Gestalt, gleichsam als Monument des geschehenen Vorganges zurück-
liess, da ist eine Pseudomorphose.“
„Die andere Haupt Bedingung der Entstehung eines Körpers,
einer chemischen Verbindung, eines Minerals ist die Gegenwart von
Material“.
Auf die Beantwortung der Frage: woher kam das Material für
die Bildung der pseudomorphen Mineralkörper? suchte der Verfasser
eine rationelle Eintheilung derselben zu stützen, als auf den einzig
sichtbaren, durch die Erfahrung gegebenen, und darum zuverläs-
sigen Grund.
„Äusser jenen Stoffen“, so sind seine Worte, „die von den
angreifenden Atmosphärilien mit in viele neue Verbindungen ein-
gehen, liefern das Material für Neu-Bildungen die zerstörten Minera-
lien. Hinsichtlich des letztem Materials treten nun zwei Fälle bei
den Pseudo-Bildungen ein: entweder wurde von den Theilen des alten
Minerals etwas zur Bildung des Neuen mitverwendet, oder das neue
Mineral wurde gänzlich aus den alten fremden Substanzen gebildet,
so dass eine Verschiedenheit sich zeigt, welche bestimmt zwei Arten
pseudomorpher Bildungen sich gegenseitig abgrenzen lässt. Das
alte und neue Mineral bleiben im ersten Falle durch ihre Consti-
tution im Zusammenhänge, das neue Mineral trägt noch von den
Zügen desjenigen, welches zu Grunde gehen musste, um seine Ent-
stehung möglich zu machen; hier sind sich beide Mineralien noch
ähnlich. Im zweiten Falle dagegen ist das Nachgefolgte dem Vor-
angegangenen gänzlich fremd, ein rein untergeschobenes Produkt,
so dass die Pseudomorphose erster Art homoeomere, und die zweite
Art heteromere zu benennen sein dürften.“
Dieses sind die Resultate, welche der Verf. aus seiner Unter-
suchung pseudomorpher Neu-Bildungen gewann. v» l^eonhard«
 
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