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Nr. 43.

HEIDELBERGER

1856

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Weinhold: Altnordisches Lehen.
(Schluss.)

Ueber diese belehren uns am vollkommensten die dem Herrn
Weinhold meistens so unbekannten höchst zahlreichen Berichte
über die so vielen Ausgrabungen in Süddeutschland, in den Nieder-
landen , in Frankreich, zumal in der Normandie, und in England.
Der Abschnitt über die Kleidung ist einer der gelungensten und be-
lehrendsten. Es werden alle einzelne Kleidungsstücke der Männer
und Frauen aufgezählt und beschrieben. Dem doppelten Gürtel
wird zumal die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet. Der obere
war das Hauptschmuckstück der Kleidung selbst, und in spätrer
Zeit mit Gold, Silber und Edelsteinen beschlagen. An demselben
hingen auch die Zeichen der weiblichen Wirthlichkeit: die Schlüssel,
so wie Messer und Scheren, ein Beutel oder Täschchen, und die
Börse; ja bei dem Manne oft auch das Schwert und das Riemen-
messer. Von der so genannten Zierscheibe, die auch mit einer Art
Kettenwerk an den Gürtel befestigt war, und die man so besonders
schön in Auerbach unfern Mossbach und des Neckars gefunden, aber
noch nicht genügsam erklärt hat, schweigt Herr Weinhold ganz.
Der Hut ward allein von den Männern getragen. Das Kopf- oder
Stirnband, wohl ursprünglich ein einfacher Kopfring, findet sich bei
Männern und Frauen, und vervollkommnete sich offenbar zu dem
Diademe, ja zur Krone. Schmuck und Waffen gehören zu den
schwächsten Theilen des Buches des Herrn Weinhold. Wir wollen
hier nur an die Schätze, d. h. an die Sammlungen von Gold, haupt-
sächlich Goldringen und Kostbarkeiten aller Art, erinnern, deren
Herr Weinhold nicht gedenket. Nicht bloss die Könige und Köni-
ginnen, sondern auch die Königskinder und die Grossen des Reiches
hatten zur Aufbewahrung dieser Schätze eigne Gewölbe oder Schatz-
kammern. Der Schatz galt fast nicht weniger als das Reich. Es
wird immer hervorgehoben, dass eines mit dem andern erworben,
ererbt oder erobert worden sei. Und man wollte diese Schätze nicht,
um sie, Drachen ähnlich, zu hüten, sondern um sie aus freier Milde
und gutem Willen zu vertheilen und sich eine zahlreiche Gefolg-
schaft zu bereiten; und die Könige heissen die Baugenbrecher, die
Ringvertheiler. — Spiess und Schild, und Schwert oder Axt bilde-
ten die Grundlage der Bewaffnung zu Trutz und Schutz. Helm und
Panzer gehörten ganz zu der reichern Ausrüstung. Bei dem Deut-
schen Schwerte hätte Herr Weinhold schärfer unterscheiden sollen,
XLIX. Jahrg. 9. Heft. 43
 
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