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Nr. 47.

HEIDELBERGER

1856.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Stälin: Würtembergische Geschichte. Th. III.

(Schluss.)
Was zunächst die Gruppirung des Werks in den allgemeinen
Zeitverhältnissen betrifft, so hatte der erste Band bei einem geogra-
phischen Umfange, der von Furka und Grimsel bis zum Maine reichte,
die Spuren der Römerherrschaft, die Entwicklung des deutschen Volks-
lebens im ehmaligen Dekumatenlande und in Rhaetia secunda, die
Feststellung eines alemannischen Volksherzogthums bei der Zertrüm-
merung des Karolingischen Weltreiches gegeben und bis auf die
Zeiten Heinrich’s IV. fortgeführt.
Der zweite Band hatte die Entstehung und Fortbildung der
schwäbischen Dynasten — nachmals reichsfürstlichen Häuser verfolgt
und war für den hohen Adel Schwabens und der Grenzlande das
gewesen, was das goldene Buch für die Nobilität von Venedig. Auch
in ihm waren diese einzelnen Gruppen in die Darstellung der Ver-
hältnisse des deutschen Reiches eingereiht, mit lebendiger Schilde-
rung des Cultur- und Volkslebens in seinen charakteristischen Merk-
malen verbunden gewesen. Die ersten Anfänge des gräflichen Hauses
von Würtemberg waren gerade noch zur Entwicklung gekommen;
die neue Zertrümmerung Deutschlands in dem klagvollen Untergange
des hohenstaufisclien Hauses hatte den Schluss des Bandes gebildet.
Im dritten Bande nun musste schon der Reichthum der Quellen,
wie der Zweck des Werkes die Darstellung auf engere Grenzen be-
schränken. Die ganze dargestellte Zeit — die Uebergangsperiode
vom Mittelalter zur Neuzeit — ist aber auch die Periode der sich
entwickelnden fast unabhängigen, erst mit dem Schwerte, dann mit
Wort und Feder gegen die Vormacht der Kaiser ankämpfenden Für-
stenmacht, der Auflösung des Vasallenvcrhältnisses in das eines ziem-
lich lockern Fürstenbundes, und für all’ diese Verhältnisse ist in
ganz Süddeutschland Würtemberg als Musterstaat zu bezeichnen.
Gleichwohl würde man sich sehr täuschen, wenn man annähme,
der vorliegende dritte Band beschränke sich auf die Grenzen des
jetzigen Königreichs Würtemberg allein, oder gar nur auf das Gra-
fengeschlecht, aus welchem das königliche Haus hervorgegangen ist.
Es ist dieses schon durch die Darstcllungsweise des Verfassers
unmöglich gemacht, deren Hauptverdienst wie in den vorhergehen-
den Bänden, so auch in diesem gerade darin besteht, dass er die
Partikulargeschichte, welche er behandelt mit der allgemeinen Ge-
schichte des deutschen Reiches in jenem weisen Maasse verknüpft,
dass die Fehler der meisten ähnlichen Werke vollständig vermieden
XLIX Jahrg. 10. Heft. 4.7
 
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